Freie Schulen: Pädagogische Avantgarde

Freie Schulen waren die ersten Ganztagsschulen, führten den fächer­übergreifenden Unterricht und die Freiarbeit ein und erfanden den Epochenunter­richt, so Barz in der Diskussion mit dem Bildungsökonomen und Kritiker des freien Schulwesens, Manfred Weiß. Während man an den Regelschulen jetzt erst über den Sinn des Sitzenbleibens diskutiere oder über den 45-Minuten-Takt im Unterricht, habe man beides bei den freien Schulen schon längst abgeschafft.

Barz widerspricht in dem Beitrag auch der These von Weiß, freie Schulen trügen nicht zur besseren Leistungsfähigkeit des Schulwesens insgesamt bei. Schule müsse mehr tun, als bloß Wissen zu vermitteln. Ebenso wichtig seien das Schul­klima, die Zusammenarbeit mit den Eltern und die Zufriedenheit der Schüler. In dieser Hinsicht könnten die freien Schulen punkten, das habe auch die empiri­sche Schulforschung ergeben. 

Den Waldorfschulen bescheinigt Barz, dessen Kinder eine integrative Waldorf­schule besuchen, dass sie »kindgerechtes Lernen« großschreiben. Die Kinder behalten über Jahre hinweg ihren Klassenlehrer, es gibt keine Noten und die Epochenhefte werden selbst gestaltet. Auch dem handwerklich-künstle­rischen Unterricht misst Barz eine große Bedeutung zu.

Durch die jüngsten Sparbeschlüsse der Landesregierungen, zum Beispiel in Bran­denburg, sieht Barz die freien Schulen zunehmend unter Druck. Den kleinen frei­en Trägern bleibe nur die Alternative, hohes Schulgeld zu verlangen oder die Einrichtung zu schließen. Das sei kurzfristig gedacht. Da die staatlichen Zuschüsse für die freien Schulen nur 60 oder 70 Prozent dessen betrügen, was die staatlichen Schulen erhielten, bedeute eine freie Schule immer eine Ersparnis im Staatshaus­halt, so Barz. Das bürgerschaftliche Engagement, das sich bei der Eröffnung von Schulen in freier Trägerschaft zeige, nutze schließlich allen. 

Manfred Weiß hat vor einiger Zeit mit seiner steilen These, die zunehmende Anzahl der freien Schulen stelle eine Gefahr für das öffentliche Schulwesen dar, für Wirbel gesorgt.

Das Streitgespräch ist in DIE ZEIT, Nr. 21 vom 16. Mai 2012 erschienen.