1. Recht auf umfassende Bildung für jedes Kind | Das Recht auf Bildung markiert ein Menschenrecht, an dem sich alle schulpolitischen Entscheidungen zu orientieren haben.
Deshalb fordert der BdFWS, das Recht auf Bildung im Grundgesetz ausdrücklich zu verankern und der Schulpflicht gegenüberzustellen.
2. Freiheit in der Bildung | Wer pädagogisch handelt, erhält dafür die Verantwortung von den Eltern und der Gesellschaft übertragen, übernimmt sie aber vor allem selbst gegenüber den konkreten Kindern und Jugendlichen, mit denen er oder sie arbeitet. Lebendige Pädagogik entsteht nur, wenn sich die Lehrer*innen als Gestalter und Begleiter eines aktiven Lernprozesses verstehen, nicht als Ausführende extern vorgegebener Standards oder Curricula.
Der BdFWS fordert deshalb die Autonomie aller Schulen in der Gestaltung ihrer Profile und deren Umsetzung, ihrer personellen Ausstattung und bei der Verwendung ihrer Budgets.
3. Qualitätsentwicklung statt Bildungsstandards | Regelstandards können pädagogische Qualität weder erzeugen noch ersetzen. In der Praxis sind sie längst zum heimlichen Lehrplan geworden (»Teaching for the test«).
Der BdFWS fordert daher ihre Ablösung durch Mindeststandards, deren Nichterreichen einen Anspruch auf individuelle Förderung begründet. Intervisionsgruppen, pädagogische Grundlagenarbeit in jeder Schule und Praxisforschung sollen umfassend gefördert werden.
4. Chancengleichheit durch freie Schulwahl | Chancengleichheit entsteht durch Chancenvielfalt – alle Familien sollen sich einkommensunabhängig für eine Schule ihrer Wahl entscheiden können.
Der BdFWS fordert daher trägerneutrale Schülerkopfpauschalen (Bildungsgutschein) für alle Schulen in staatlicher oder gemeinnütziger Trägerschaft.
5. Inklusion – kein Sparmodell | Inklusion erfordert in allen Institutionen ein Umdenken, »Umfühlen« und Umlernen. Dafür braucht sie eine infrastrukturelle Basis, die das auf Selektion aufgebaute Schulwesen vollständig überwindet. Der BdFWS fordert dafür zusätzliche Investitionen in die Fortbildung der Lehrer*innen, therapeutische Fördermaßnahmen, Assistenzstellen und bauliche Investitionen.
6. Lehrerbildung grundlegend erneuern | Lehrer*innen ̈müssen sich schon während der Ausbildung als kreative Menschen kennenlernen und neben ihrer Fachlichkeit auch ihre Persönlichkeit, ihre Empathie und diagnostische Fähigkeiten ausbilden. Pädagogik bedarf der wissenschaftlichen Fundierung und Reflexion, im Vollzug ist sie aber eine Kunst, die den ganzen Menschen umfasst.
7. Vielfalt fördern – Kulturmonopole abbauen | Monokulturen führen zur Verarmung, Vielfalt hingegen zu einer lebendigen Entwicklung. Der BdFWS setzt dem Anspruch der staatlichen Schule als »Regelschule« ein zivilgesellschaftlich organisiertes Schulwesen entgegen, das Vielfalt und pädagogische Initiative fördert und ermutigt.
Den vollständigen Text der »7 Kernforderungen« finden Sie hier
Henning Kullak-Ublick, von 1984 – 2010 Klassenlehrer an der FWS Flensburg; Vorstand im Bund der Freien Waldorfschulen, den Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners, der Internationalen Konferenz der Waldorfpädagogischen Bewegung – Haager Kreis sowie Koordinator von Waldorf100 und Autor des Buches Jedes Kind ein Könner. Fragen und Antworten an die Waldorfpädagogik.