Manche Herausforderung der Zukunft wirft ihren Schatten in die Gegenwart voraus. So zum Beispiel das Artensterben. In Bezug auf die Insekten wird diese Frage drängend. So soll im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Waldorfpädagogik durch das Projekt Bees & Trees auch das Bewusstsein auf die Insekten selbst und ihr Zusammenleben mit den Menschen gelenkt werden.
Unter den Insekten nimmt die Honigbiene eine besondere Rolle ein. Seit alten Zeiten steht der Mensch zu ihr nicht nur um des Honigs Willen in einer besonderen Beziehung. Pädagogisch bietet die Honigbiene eine Fülle von Anknüpfungsmöglichkeiten: von der sinnlichen Erfahrung beim Kosten des Honigs, beim Riechen des Stockdufts, beim Hören des Summens in einer blühenden Linde, über die praktische Tätigkeit beim Honigschleudern und Kerzenziehen bis zum intellektuellen Verstehen der Bedeutung der Honigbiene bei der Bestäubung von Kulturpflanzen und der praktischen Unmöglichkeit einer Koexistenz von gentechnisch veränderten und unveränderten Pflanzen.
Geschätzt die Hälfte der Waldorfschulen in Deutschland halten bereits Honigbienen in ihren Schulgärten und die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, den Jahreslauf im Miterleben der Bienen intensiv wahrzunehmen. Sommer bedeutet dann nicht mehr nur Urlaub und Ferien für die Kinder, sondern den Höhepunkt des Jahres, der mit der Entwicklung eines Bienenvolkes um Johanni (24. Juni) überschritten wird.
Honigbienen halten – Wildbienen pflegen
Die Initiatoren von Bees & Trees möchten alle Waldorfschulen weltweit, die noch keine Honigbienen in ihrem Schulgarten halten, motivieren, die pädagogischen Erfahrungs- möglichkeiten durch eine Integration der Honigbienen in den Unterricht zu bereichern. Es sollen Anregungen gegeben werden, wie dies für alle Altersstufen gewinnbringend erreicht werden kann.
Der Blick soll aber nicht auf die Honigbiene beschränkt bleiben, schließlich leben allein in Deutschland rund 570 verschiedene Wildbienenarten (weltweit sogar mehr als 20.000), von denen wir Menschen zwar keinen Honig bekommen, die aber Blüten oft noch gründlicher bestäuben, als ihre domestizierten Verwandten. Bei der Anlage von Blühflächen und der Geländegestaltung von Kindergärten und Schulen soll im Rahmen des Projekts angeregt werden, besonders die Bedürfnisse der Wildbienen zu beachten, die viel stärker als die Honigbiene Nahrungsspezialisten sind. Manche Arten kommen nur dort vor, wo eine bestimmte Blume wächst.
Neben der Förderung einer ausgewogenen biologischen Vielfalt können sich Schulen, die keine Möglichkeit haben, Honigbienen zu halten, auf diese Weise an dem Projekt beteiligen, indem sie den Bienen den »Tisch« bereiten.
So können nicht nur die »Trees« als Bienenweide dienen, zu denen auch Obstgehölze zählen, sondern darüber hinaus können die Schülerinnen und Schüler für die Wichtigkeit von Bäumen und Wäldern für unser gesamtes Ökosystems sensibilisiert werden.