Peripherie

Bereit zum Ackern - Neuer Hochschulacker in Alfter

Philipp Gelitz

In der Vollzeit-Variante des Bachelor-Studiengangs Kindheitspädagogik an der Alanus Hochschule in Alfter steht im vierten Semester die Einführung in die Naturpädagogik auf dem Plan. Die bietet seit dem Frühjahr 2023 einen spannenden praktischen Teil. Denn vor Ort lernen die Studierenden dank der Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation Acker e.V. und einer Acker-Coachin, wie man einen Acker anlegt. Vom ersten Spatenstich beim Umgraben, über verschiedene Pflanztechniken, Ackerpflege und Bewässerung bis hin zur Ernte, ist alles dabei. Mit dem Programm CampusAckerdemie, das Acker e.V. seit zwei Jahren betreibt, ist die Hoffnung verbunden, dass Studierende an Universitäten, Hochschulen und Berufsfachschulen Freude, Können und Wissen rund ums Ackern erwerben. Ziel ist es, später selbst einen Kindergartenacker, einen Schulgarten oder ein Beet für Hort oder offene Ganztagesschule anlegen zu können. Der Studiengang Kindheitspädagogik an der Alanus Hochschule gehört damit zu den ersten in Deutschland, die ihr Lehrangebot im Bereich Natur, Ökologie und Nachhaltigkeit grundlegend verändert haben, und sich unter fachkundiger Begleitung die Hände dreckig machen.

Hin zur Natur

Der offensichtliche Vorteil eines solchen handlungspraktischen Zugangs zu Natur und Umwelt ist, dass die oft beklagte Naturentfremdung nicht nur festgestellt und bedauert sondern mit jeder Seminareinheit konkret abgebaut wird. Das beginnt beim Umgraben im Frühjahr, wo bei Kälte und Regen die Kraft der Graswurzeln erlebt wird – und man darüber staunt, wie viele Regenwürmer pro Spatenstich auftauchen. Es setzt sich fort im Erlernen verschiedener Pflanzmethoden: Säen, Pflanzen, Stecken und Legen. Man berücksichtigt auch gut zusammenpassende Pflanzen auf einem Beet sowie die mehrjährige Anbauplanung. Weitere Grundpfeiler sind das Auflockern des Bodens durch regelmäßiges Hacken sowie der damit einhergehende Schutz vor Schnecken und vor einer Austrocknung des Bodens. Nebenbei lernt man vorher unbekannte Gemüsesorten kennen, und man lernt auf dem Feld direkt von der Hand in den Mund zu naschen, weil fast alles essbar ist.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) setzt in den Ausbildungs- und Studiengängen an der richtigen Stelle an. Wenn wir Erwachsenen die Naturzusammenhänge erleben, uns darin in kohärenter Weise bewegen können und ein positives Gefühl dazu entwickeln, können wir Freude und Verantwortung für unsere gemeinsame Welt an die Kinder weitergeben.

«Ich schütze nur, was ich liebe, und ich liebe nur, was ich kenne». Der alte Slogan der Umweltpädagogik sollte für uns Anstoß sein, unsere eigene Liebe zur Natur zu überdenken. Je kleiner die Kinder, desto stärker schwingen sie in unsere Vorstellungen, Werthaltungen und Gefühle ein.  Begriffe wie Artensterben, Klimawandel, Nachhaltigkeit oder ökologisches Gleichgewicht sind leere Begriffshülsen, wenn wir mit ihnen nichts verbinden, was wir kennen und lieben gelernt haben.

Der Acker bietet Momente, in denen es nicht ums Wissen geht, sondern die uns auch emotional dichter an die Erde bringen, und in denen wir uns verantwortlich fühlen für das wachsende Leben. Das mit Stolz Geerntete schmeckt übrigens um ein Vielfaches besser als alles andere – auch mit ungewaschenen Händen.

Integration ins Studium

Im Studium wird das eigene Ackern kombiniert mit pädagogisch-praktischen Einheiten zum Umgang mit Kindern auf den Beeten. Dazu gehören auch theoretische Einheiten zur Stellung des Menschen in der Natur, zur Differenz von Umweltbewusstsein und Umwelthandeln, zu Nachhaltigkeit, ganzheitlichen Zugängen zur Natur, Umgang von Naturwissenschaft und Ökologie in den Bildungsplänen sowie zu Gesundheitsfragen.

Der Vollzeit-Studiengang Kindheitspädagogik wird an der Alanus Hochschule in Alfter ab sofort in einer dualen Studienvariante mit integrierten Praxisanteilen von der ersten Woche des Studiums an angeboten. Dabei bietet sich für Studierende die Gelegenheit, ihr Wissen, Können und Herz für Naturzusammenhänge direkt in der Praxis mit den ihnen anvertrauten Kindern zu teilen.

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