Standpunkt

Botschaft der Hoffnung

Friederike Gläsener

Zu Weihnachten kann uns die Jungfrau Maria mit dem Kind wie ein Hoffnungsbild vor der Seele stehen. Als eine Art kleiner Geburt können wir es mitunter auch empfinden, wenn uns in einer Krise, einer schweren oder herausfordernden Zeit ein neuer Impuls, ein hilfreicher Gedanke, eine Idee, wie es weitergehen kann, wieder Türen in die Zukunft öffnet. Dann kann man oft bei feinerem Nachspüren empfinden: Das ist nicht einfach nur von mir selbst. Es ist mir etwas zugekommen, etwas ein-gefallen, was über das, was ich bisher war und gedacht und gefühlt habe, hinausgeht. Das, was uns in schweren Zeiten manchmal wie ein Geschenk zukommt, können wir auch willkürlich herbeiführen, wenn wir die Geste der Empfangsbereitschaft üben.

Zugegeben: Unsere Alltagsverfassung gleicht nicht unbedingt der der Maria, die sich rein und selbstlos der Botschaft öffnet. Sie antwortet in den Oberuferer Weihnachtsspielen bei der Verkündigung mit den Worten: «Mir gschiach wie du hast gsagt.» Eine solche selbstlos-hingegebene Geste voll von Vertrauen mag unserem kritischen Verstand fremd sein. Meist sind wir voll zweifelnder Einwände und wissen es besser. Doch die Bereitschaft einmal alle schon erworbenen Klugheiten wegzulassen, die Geste der Konzentration in Offenheit und Vertrauen während kurzen, dem Alltag abgerungenen Momenten der Besinnung zu üben, öffnet nach oben und ermöglicht das Erscheinen von etwas Neuem.

Georg Kühlewind beschreibt das in seinem kleinen doch großen Büchlein «Weihnachten – Die drei Geburten des Menschen.» Es sei die Geburt der «empfangenden und intensivsten, aber selbstbewusst erarbeiteten Aufmerksamkeit: das Geschehen von unten. Ihm leuchtet von oben die neue Intuition ein: das Geschehen von oben». Das neu Empfangene will dann gepflegt und behütet sein. Wie schnell verschwindet eine Einsicht, ein schöner Vorsatz, eine neue Erkenntnis wieder in den Wogen des Alltags, des vermeintlich Sicheren, Gewohnten, des Bequemen. Das Kind war von je her auch ein Bild der Hoffnung und der Zukunft. Noch größtenteils unentfaltet steht es in Bezug auf seinen Lebensweg und seine Möglichkeiten da. So kann das Kind auch als Sinnbild für die Zukunftswesenheit des Menschen stehen: Für unser Ich, das erst im Beginn steht, seine Kraft zu entfalten und das in der Zukunft noch viel weitreichendere Wirkungsmöglichkeiten entwickeln wird. Ein wunderbares Bild für die Ich-Geburt in der menschlichen Seele ist das Kind im Arm der Maria. Sie – rein, offen und hingegeben – hält den Träger aller Zukunft im Arm. Geisteskind im Seelenschoß heißt es im Seelenkalender. Ich wünsche allen Leser:innen von Herzen Frohe Weihnachten.

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