Computer ins Wohnzimmer! Praktische Tipps

Uwe Buermann

Im Internet ist die Globalisierung längst Realität, es spiegelt den aktuellen Zustand der Menschheit wieder. Das heißt, wir finden alle Perlen und allen »Dreck«, zu dem Menschen in der Lage sind. Beides liegt jeweils nur einen Mausklick voneinander entfernt, und Schutzfunktionen, wie es sie in jedem Supermarkt gibt, wo die Erwachsenenhefte nur in den obersten Regalen zu finden sind, kann es im Internet nicht geben. Wir haben unseren Kindern gegenüber eine pädagogische Verantwortung, der wir uns nicht entziehen können. Jeder, der mit dem Internet zu tun hat, sei es beruflich oder privat, wird schon einmal auf bedenkliche und fragwürdige Inhalte gestoßen sein. Den Kindern und Jugendlichen geht es nicht anders, selbst wenn sie nicht gezielt danach suchen. Wer nun erwartet, dass ein Kind, oder selbst noch ein Jugendlicher, der aus Versehen auf eine Pornoseite oder Seiten mit politisch radikalen Inhalten stößt, die Augen schließt und die Seite wegklickt, ist lebensfremd! Selbst bei Erwachsenen ist eine derartige Reaktion fraglich. Gerade der Umgang mit dem Internet setzt neben der Handhabungskompetenz auch eine gewisse seelische und moralische Reife voraus, die 16-Jährige in der Regel noch nicht haben. Natürlich kann kein Elternteil es leisten, permanent daneben zu sitzen, wenn die eigenen Kinder im Internet unterwegs sind.

Daher einige Tipps für den Umgang in der Familie:

  • Computer mit Internetzugang gehören nicht in Kinder- und Jugendzimmer!
  • Internetcomputer sollten in einem Verkehrsraum stehen, mit dem Monitor zum Raum, so dass jeder, der den Raum betritt, sofort sehen kann, was gerade angeschaut bzw. getan wird. Diese Regel sollte für alle Familienmitglieder, also auch die Eltern gelten. Wenn in diesem Setting die Kinder auf bedenkliche Seiten stoßen, wird der Umstand, dass sie damit rechnen müssen, dass ein anderes Familienmitglied den Raum betritt, ihnen helfen, sich bewusst zu bleiben, dass sie in der Weltöffentlichkeit unterwegs sind.
  • Die Nutzungszeit sollte beschränkt sein, allerdings nicht in täglichen Einheiten, sondern in Kontingenten, also z.B. fünf Stunden pro Woche während der Schulzeit und nochmals fünf Stunden am Wochenende. Schließlich sollen die Kinder ja lernen, sich selber und ihr Nutzungsverhalten zu beurteilen und zu steuern. Natürlich muss die Einhaltung der Kontingente überprüft werden und sich den realen Lebenssituationen anpassen. So kann in Zeiten, wo in der Schule mehr zu tun ist, das Kontingent verringert werden, in anderen erhöht.
  • Es empfiehlt sich Schutzsoftware, z.B. die von T-online. Diese Software blockiert nicht nur einiges an bedenklichen Inhalten, sondern ermöglicht es auch, differenzierte Kontingente für die einzelnen Nutzer einzustellen, hierbei kann sogar auch zwischen Computer- und Internetnutzung differenziert werden. Voraussetzung ist allerdings, dass alle Familienmitglieder ein eigenes Profil mit Kennwort haben und die Kinder nicht über Administratorenrechte verfügen, die sie sowieso nicht haben sollten, damit sie weder aus Versehen noch vorsätzlich Programme ohne das Wissen der Eltern auf dem Rechner installieren. Da aber immer wieder Möglichkeiten auftauchen und unter den Jugendlichen verbreitet werden, wie solche Filtersoftware umgangen werden kann, sollten sich Eltern nicht alleine darauf verlassen und die Einstellungen immer wieder überprüfen.
  • Ganz wichtig ist aber bei allem: Suchen Sie den Dialog mit den Kindern! Seien Sie offen für alle Fragen. Wenn Ihnen dies gelingt, werden die Kinder von sich aus das Gespräch suchen, wenn sie auf verwirrende und erschreckende Inhalte stoßen.

Web 2.0. Chancen und Gefahren der sozialen Netzwerke

Der jüngste Skandal bei SchülerVZ hat endlich vielen die Augen geöffnet, was die realen Gefahren all dieser neuen Plattformen wie Facebook, MySpace und Lokalisten betrifft. Sie sind Weltöffentlichkeit, von Privatsphäre kann keine Rede sein. Wo es Möglichkeiten gibt, gibt es auch immer Missbrauch. Lassen Sie sich durch die Beschwichtigungen der Betreiber nicht in die Irre führen. Echte Sicherheit kann niemand gewähren und schützen kann nur jeder sich selber.

Folgende Regeln sollten beachtet werden:

  • Profilfotos können von jedem anderen Teilnehmer kopiert und zu was auch immer missbraucht werden. Das Profilfoto sollte deshalb unverfänglich sein (Katze, Sonnen­untergang, Sportwagen usw.).
  • Der Nachname muss nirgendwo auftauchen, schon gar nicht, wenn die Eltern oder man selber im Telefonbuch steht, sonst kann man ja gleich die Wohnadresse und Telefonnummer dazu schreiben.
  • Der Sportverein muss nirgendwo genannt werden, weder im Profil, noch im Titel einer Gesprächsgruppe, noch in einem Fotoalbum. Dies gilt vor allem dann, wenn auf der Internetseite des Vereins nicht nur die Adresse des Vereins und die Trainingszeiten zu finden sind, sondern auch die kompletten Mitgliedslisten und Turnierergebnisse mit vollem Vor- und Nachnamen.
  • Bevor man ein Bild ins Internet stellt, sollte man sich fragen, ob man das gleiche Bild auf einer Pinnwand am nächsten Hauptbahnhof aufhängen würde. Wer dagegen nichts einzuwenden hat, kann es gerne auch ins Internet stellen. Wer das unmöglich findet, sollte auf die Einstellung ins Netz verzichten. Man kann auch noch fragen, wie Sie einen fremden Menschen bewerten würden, der Ihnen ungefragt in der Fußgängerzone sein privates Fotoalbum zeigt.
  • Überprüfen Sie immer wieder die Privatsphäreneinstellungen, am besten zusammen mit Ihren Kindern, und erinnern Sie nie Kinder daran, dass sie genauso ein Recht haben, sich die Profile der Kinder anzuschauen, wie die Betreiber und kriminelle Subjekte.

Wenn Sie all diese Tipps beherzigen und umsetzen, können Sie Ihren Kindern am besten helfen, kompetent mit dem Internet umzugehen.

Zum Autor: Uwe Buermann, Jahrgang 1968. Dozent an verschiedenen Lehrerseminaren (Kiel, Hamburg, Kassel, Alanus Hochschule), freier Vortragsredner und Autor. Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei IPSUM. Zuletzt erschienen »Aufrecht durch die Medien« im Flensburger Hefte Verlag.