In Bewegung

Die Troxler-Schule wird klimapositiv

Ute Stemmer
Troxler-Schule

Bereits zu Beginn wurden die Bereiche vorgestellt, in denen die Troxler-Schule bisher schon tätig geworden ist: Da standen große Projekte wie die Photovoltaik-Anlage, die Nutzung von Solarthermie und die Beheizung der Schule mit Fernwärme. Ebenso gab es bereits eine Beratung zur energetischen Sanierung der Schulgebäude, die nun in Angriff genommen werden soll. Seit Beginn des laufenden Schuljahres wird das Mittagessen von der Küche der nahegelegenen Rudolf-Steiner-Schule geliefert. Dort wird mit biologisch-dynamisch erzeugten Lebensmitteln gekocht und das Essen ist zudem vegetarisch – Klimaschutz, den jede:r schmecken kann.

Am zweiten Tag gab es Gruppen­arbeiten. Hier wurden Ideen gesammelt, die auf dem Weg zu noch mehr Klimaschutz umgesetzt werden können. Dabei standen große Themenbereiche im Mittelpunkt, wie Mobilität und Umgang mit Energie. Da die Schüler:innen ihren Schulweg täglich in Kleinbussen zurücklegen, wurden erste Überlegungen angestellt, wie wir hier umweltfreundlicher handeln
können. In einer Gruppe, in der Schüler:innen und Lehrer:innen zusammenarbeiteten, wurde zunächst darauf geschaut, durch welche Phänomene der Klimawandel sichtbar wird. Unser Schüler Merlin, 18 Jahre alt, berichtete von seinen Wahrnehmungen der extrem trockenen Sommer in den Vorjahren und den daraus entstandenen Folgen der Dürre und des Baumsterbens. Anschließend wurden praxisnahe und leicht umsetzbare Ideen ins Bewusstsein gehoben. »Das Licht beim Verlassen eines Raumes ausschalten«, »die alten Glühbirnen durch Energiesparlampen mit LED ersetzen« und »mehr mit dem ÖPNV fahren«, standen dort, genauso wie »Müll trennen« und »weniger Fleisch essen«.

Da Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Behinderungen die Schule besuchen, liegt es nahe, die großen Themenbereiche, die hier angesprochen werden, über die emotionale Ebene an die Schüler:innen heranzubringen.

So werden sie schon früh an verschiedene Möglichkeiten des Umwelt- und Klimaschutzes herangeführt. In den Klassen wird der Müll nach verschiedenen Kategorien getrennt und Kompost, Altpapier, Verpackungen und Restmüll an verschiedenen Orten entsorgt. Darüber hinaus werden Metalle recycelt. Zunächst spielerisch vom Erwachsenen mitgenommen, können die Schüler:innen hier immer mehr eigene Verantwortung übernehmen und die in der Schule angelegten Gewohnheiten mit in ihre Familien nehmen.

Aber darüber hinaus gilt es, schon früh einen emotionalen Bezug zu allem Lebendigen zu schaffen. Die Troxler-Schule hat vor einigen Jahren einen naturnahen Spielplatz insbesondere für die Unterstufenklassen angelegt. Mitten im Schulgelände können die Kinder hier spielen, Pflanzen und vor allem kleine Tiere entdecken und von den Früchten der Obstbäume und Beerensträucher naschen, wenn sie reif sind. Durch den Gartenbauunterricht, der in unmittelbarer Nähe stattfindet, erleben die Kinder, dass in der Umgebung gepflegt, gejätet, gepflanzt und geerntet wird. Manche Klasse übernimmt schon früh kleine Aufgaben bei der Pflege, die Kinder dürfen Laub kehren, etwas zum Kompost bringen oder mit den Lehrer:innen etwas ernten, das gemeinsam verzehrt werden kann. Das macht die Kinder stolz und lässt sie freudig immer wieder an die Orte der unmittelbaren Naturerfahrung zurückkehren.

Mit der dritten Klasse beginnt sich der Blick des Kindes auf seine Umwelt zu verändern. Nicht mehr eins mit der Umgebung, fängt es an, über sich selbst hinauszuschauen. Hier wird im Unterricht zum einen die Schöpfungsgeschichte erarbeitet und zum anderen geht es hinaus aufs Feld für die Ackerbauepoche. Das Entstehen der Welt mit ihren vielen verschiedenen Daseinsformen wird vor Augen gestellt. In der Ackerbauepoche gehen die Schüler:innen zum ersten Mal mit Bewusstsein und einem Ziel vor Augen an die Erde: Sie wollen das Getreide ausbringen, um es im folgenden Jahr ernten und zu Brot verbacken zu können. Sie erleben die Erde als Grundlage unseres täglichen Brotes. Sie bereiten sie vor, damit das Korn einen Raum vorfindet, in dem es gedeihen kann und säen die Körner aus. In der Folgezeit wird das Wachstum in der Natur beobachtet und erlebt. Bis schließlich das Brot gebacken ist und verzehrt werden kann, ist es ein weiter Weg. Die Schüler:innen können das erste Mal einen Naturkreislauf bewusst erleben: Von der Aussaat bis zum Genießen der Frucht – ein Zeitraum, der intensiv miterlebt werden kann. Später im Gartenbauunterricht wird hier wieder angesetzt, Gemüse und Obst kultiviert und zu Speisen verarbeitet. Die Verantwortung des Menschen für die Erde wird deutlicher erlebbar. Hier liegen die Begleiterscheinungen des Klimawandels deutlich auf der Hand: Die Pflanzen müssen gewässert werden, wenn es so heiß ist und sie nicht verbrennen sollen. Mit zunehmendem Alter nehmen wir die Schüler:innen immer weiter mit in die Verantwortung: In vielen Klassen und Gruppen wird einmal in der Woche das Mittagessen selbst gekocht. Dabei können Fragen wie die nach der Herkunft der Lebensmittel sowie das Problem des Verpackungsmülls besprochen werden. Es gibt an vielen Stellen im Schulalltag Möglichkeiten, sich Fragen des Klimaschutzes zuzuwenden und einen Beitrag zu leisten. Wenn die Schüler:innen den Zusammenhang zwischen ihrem Handeln und dem Schutz der Umwelt und des Klimas erleben können, sie sich emotional mit der Erde und ihren Wesen verbinden, dann ist ein großer Schritt zur Verwirklichung unseres Mottos: »Die Troxler-Schule wird klimaPOSITIV!« getan. Klimaneutralität reicht uns nämlich nicht. Wir bleiben am Thema dran und lassen uns nicht entmutigen!

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