Liebe Leserin, lieber Leser!

Von Nele Auschra, Stefan Grosse, Juni 2021

In der vorliegenden Ausgabe dürfen wir als Herausgeber der Erziehungskunst an dieser Stelle das Wort an Sie richten. Wir haben soeben eine erfolgreiche hybride Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen abgeschlossen. Erfreulich viele Mitgliedseinrichtungen waren durch ihre Delegierten und Geschäftsführer:innen vertreten sowie zahlreiche persönliche Mitglieder.

Es wurden Weichen gestellt – die Mitglieder sprachen sich für ein neues Modell zur Mittelaufbringung der Finanzen für die Lehrer:innenbildung aus –, es wurden mehrere innovative Projekte sowie der gesamte Haushalt genehmigt, und es wurde der neue Vorstand für die kommenden 5 Jahre gewählt. Die inhaltlichen Abschnitte waren den Themen Qualität und Gewaltprävention gewidmet – beides in der aktuellen Zeit wichtige Aufgaben, die in der Schulbewegung ergriffen und vertieft werden müssen.

Eben jene Zeitlage veranlasste uns auch, die Mitgliederversammlung einzurahmen mit einem Blick auf die zunehmende Polarisierung und Lagerbildung in unserer Gesellschaft, und zwar sowohl politisch wie auch im Umfeld der so genannten Querdenker-Bewegung. Wir, der Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen, haben betont, dass Corona-Maßnahmenverweigerung und -leugnung keinen Platz an unseren Schulen hat, ebensowenig wie rechtsextreme, rassistische oder anderweitig diskriminierende Positionen. Wir distanzieren uns von simplifizierenden, mystifizierenden, diskriminierenden sowie demokratie- und staatsfeindlichen Äußerungen.

Schulen haben die vornehmste Aufgabe, alles dafür zu tun, dass die Kinder und Jugendlichen, unter welchen Umständen auch immer, bestmöglichen Unterricht in einer schützenden Atmosphäre erhalten, ungeachtet von Meinungen und Haltungen, die die dafür verantwortlichen Erwachsenen gerade voneinander trennen mögen. Die Schüler:innen haben ein Recht auf eine freiheitliche, demokratische und solidarische Lernatmosphäre.

Unser Dank gilt den mehreren Tausenden Lehrer:innen in unserer Schulbewegung, aber auch den Eltern, die tagtäglich alles dafür tun, um den ihnen anvertrauten jungen Menschen echte Lernerfahrungen zu bieten, in der Schule, zu Hause, online oder wo und wie immer es gerade möglich ist. Wie die diesem Handeln zugrunde liegende Erziehungskunst beschaffen ist, worauf sie fußt und welchen Herausforderungen sie sich stellt – dies erfahren Sie höchst lesenswert auf den folgenden Seiten.

Folgen