Essen schafft Umwelt

Nina Töpfer

Unsere Ernährung beruht auf dem Anbau von Nahrungspflanzen und dieser hat umfangreiche und weitreichende Folgen für die Umwelt. Die konventionelle Landwirtschaft will bei minimalem Arbeitseinsatz möglichst viel ernten und verwendet deshalb Düngemittel, Pestizide, Großflächen und Monokulturen. Ob das nachhaltig ist, spielt keine Rolle. Die folgenden Beispiele zeigen, welche Folgen das für Böden, Gewässer und Klima hat.

Sandsturm in Mecklenburg-Vorpommern

Im Frühjahr 2011 führte ein Sandsturm in Mecklenburg-Vorpommern nicht nur auf der Autobahn zu einer Massenkarambolage, sondern war auch für die ansässigen Bauern eine Katastrophe. Die Äcker dort sind so geschnitten, dass man mit Hilfe von großen Maschinen größte Flächenleistungen sicherstellen kann. Allerdings gibt es dadurch keinen Schutz vor Winden. In diesem Fall hat der Sturm einen Teil der humusreichen Schicht abgetragen und eine Missernte war die Folge. Sind die Äcker, wie in Mecklenburg-Vorpommern derart ungeschützt durch fehlende Hecken, so ist die Gefahr sehr hoch, dass die fruchtbare Erde durch Winde fortgetragen wird. Dazu kommt der Regen, der an vielen Stellen den fruchtbaren Boden wegschwemmt und eine unfruchtbare Steinlandschaft hinterlässt. Die konventionelle Landwirtschaft reagiert auf diese Erosion, indem sie immer mehr Dünger auf die Äcker schüttet. Die biologische Landwirtschaft versucht im Gegensatz dazu die Bodenfruchtbarkeit mit natürlichen Mitteln zu stärken. Der Gefahr der Bodenerosion wird durch kleinere Anbauf­lächen sowie Hecken- und Baumpflanzungen begegnet.

Überdüngung lässt die Meere kippen

In der konventionellen Landwirtschaft hat sich der Einsatz von Nitratdünger stark erhöht, was zwar zu einer Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge führte, aber auch der Umwelt schadet: Lachgas-Emissionen aus mineralischem Stickstoff (Nitrat) verstärken den Treibhauseffekt, Oberflächengewässer werden überdüngt, Nitrat gelangt ins Trinkwasser, schließlich fließt das Nitrat über die Flüsse ins Meer. Dort regt es das Algenwachstum an und führt nicht selten zum Absterben oder zur Verdrängung von Fischbeständen. Beim biologischen Landbau ist der Einsatz mineralischen Nitrats verboten. Im Vordergrund stehen die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und die Förderung der Bodenlebewesen (zum Beispiel Regenwürmer), indem Mist verwendet wird, Zwischenfrüchte (zum Beispiel Leguminosen) angepflanzt werden und die Felder nicht brach liegen gelassen werden. Dadurch trocknen die Böden nicht aus und werden gut durchwurzelt. Alles in allem ist die Nachhaltigkeitsbilanz der ökologischen Landwirtschaft deutlich besser als die der konventionellen: Sie verdichtet den Boden nicht so stark, sie erhält die biologische Vielfalt, trägt weniger Schadstoffe in die Umwelt ein und züchtet speziell an Standort und ökolo­gische Bedingungen angepasstes Saatgut.

Tierhaltung: Auf das Futter kommt es an

Die Tierhaltung umfasst nicht nur ethische Aspekte, sondern auch eine Vielzahl von Einflüssen auf die Umwelt, die so umfangreich sind, dass sie gar nicht alle aufgezählt werden können. Da in der Tierhaltung in Deutschland oft speziell angebautes Futter wie Soja und Mais verwendet wird, potenzieren sich hier die Auswirkungen des Pflanzenanbaus. Weitere Schäden ruft die konventionelle Tierhaltung hervor, indem sie gentechnisch veränderte Pflanzen verfüttert, standardmäßig Antibiotika einsetzt, was zu resistenten Keimen führt, und große Mengen stark stickstoffhaltiger Exkremente produziert.

Bedruckte Brötchentüten sind überflüssig

Unsere Ernährung ist ohne umfangreiche, automatisierte Herstellungsprozesse kaum vorstellbar. Die industrielle Produktion belastet durch ihren Energieverbrauch ebenfalls unsere Umwelt. Zum Ressourcenverbrauch trägt auch die Verpackung unserer Lebensmittel bei. Unverpackte Lebensmittel schonen die Umwelt. Beim Einkauf sollten daher Verpackungen vermieden werden, auch die Brottüte beim Bäcker – zwar sind dies Papiertüten, aber überflüssigerweise sind sie meist bedruckt.

Saisonal ist Trumpf

Transport, Verarbeitung, Kühlung und Lagerung von Lebensmitteln verbrauchen Energie, die immer teurer wird. Empfehlenswert ist, sich regional und saisonal zu ernähren. Lebensmittel, die weit transportiert werden müssen, verursachen zusätzlichen und unnötigen Ressourcen-Verbrauch. Man könnte meinen, biologischer Anbau und Import-Ware vertrügen sich nicht, aber die Zahlen zeigen etwas anderes. Bei Produkten, die in Deutschland nicht wachsen, wie Bananen, kann man den hundertprozentigen Import noch nachvollziehen. Allerdings macht es stutzig, dass nahezu ein Drittel der Kartoffeln und fast 50 Prozent Karotten importiert werden. Das zeigt, wie wichtig es auch im Bio-Bereich ist, auf die Herkunft zu achten.

Das gilt auch für das Tierfutter. Eine Studie der Universität Kassel zeigt, dass sich die wenigsten Teilnehmer, die Wert auf regionale Produkte legten, Gedanken über die Herkunft des Futters machten. Da auch im Öko-Bereich der Zukauf von Futtermitteln üblich und zum Teil notwendig ist, sollte man sich mit dem Thema der Futtermittelherkunft auseinandersetzen.

Die Verantwortung für die Umwelt bei nicht saisonalen und dadurch nicht regionalen Verzehrgewohnheiten lässt sich an den Erdbeeren verdeutlichen. Im Frühjahr gibt es sie bereits im Laden, wenn unsere heimischen Pflanzen noch nicht einmal blühen. In dieser Zeit kommen die meisten (auch Bio-) Erdbeeren aus Spanien. Dort werden sie in Gebieten angebaut, die bewässert werden müssen, weil es nicht genug regnet. Der steigende Wasserverbrauch lässt den Grundwasserspiegel sinken und bedroht in diesem Fall eines der größten Vogelschutzgebiete Europas. Auch an vielen anderen Stellen wird in Gewächshäusern mehr Wasser verbraucht als durch Niederschlag zur Verfügung steht. Der dadurch absinkende Grundwasserspiegel führt zu nachlassendem Gegendruck, in Meeresnähe dringt Meerwasser ein und versalzt die Böden.

Bei der Zubereitung und Auswahl der Lebensmittel lässt sich ebenfalls nachhaltig handeln. Fertiggerichte und Tiefkühlprodukte verbrauchen bereits bei der Produktion und Lagerung viel Energie. Ein erschreckendes Thema ist die Entsorgung von Lebensmitteln auf allen Produktionsstufen – auch im Haushalt. Wer wohl überlegt einkauft und die Sachen schnell verarbeitet, vermeidet nicht nur Abfall und schont die Umwelt, sondern ernährt sich frisch und vitaminreich. Der biologische Landbau und die biologische Tierhaltung sind Schritte auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft. Viele Verbände wie Demeter, Bioland und Naturland gehen hier voran. Nicht nur bei der Ernährung, sondern in allen Produktionsbereichen müssen nachhaltige Wege gefunden und gegangen werden, damit die Erde als Lebensschauplatz künftiger Generationen erhalten bleibt.

Zur Autorin: Nina Töpfer ist freiberufliche Dipl. Ernährungswissenschaftlerin, E-Mail: info@ninatoepfer.de

Literatur: Karl von Koerber, Hubert Hohler: Nachhaltig genießen, Stuttgart 2012; Felix zu Löwenstein: Wir werden uns ökologisch er­nähren oder gar nicht mehr, in: Food Crash, München 2011; Salome Wägeli, Ulrich Hamm: Bio-Einkauf regional: Und das Futter?, in: Lebendige Erde, Heft 4/2011