Ferien an einer Waldorfschule. Wenn keine Schule ist, geht es in Kastellaun richtig los

Daniela Posteuka

Als ich als Hausmeisterin eingestellt wurde, war die Schule gerade mal sechs Jahre alt. Da wurde gerade die ellipsenförmige Bodenplatte im Atrium gegossen, auf der dann zuerst ein paar Holzbaracken als Material- und Stuhllager, später dann nach und nach die Klassenzimmer errichtet und ausgebaut wurden. Es wurden Decken abgehängt, Elektrik ver- und Parkett gelegt, Wände gestrichen und lasiert, in Zusammenarbeit mit Firmen und unserem Architekten und »Oberhaupt« Richard Daubner, der den Baukreis mit rund zehn Handwerkern leitete. Schreiner, Elektriker, Heizung-Sanitär ... die Arbeiten mussten koordiniert werden, Firmen, Angestellte, aber auch Eltern, die nichts Handwerkliches gelernt haben, aber neugierig an die Hilfsarbeiten gingen, nochmals abends helfen kommen. Und der Hausmeister immer dabei. Bevor die Schule wieder anfängt, muss alles fertig sein. Jedes Mal wurde es zum Ende der Ferien hin stressig. Nachtschichten und Sonntage waren die Regel. Irgendwie hat es immer funktioniert, sodass Montagmorgen um 8:00 Uhr der Unterricht beginnen konnte.

In den letzten Osterferien konnten wir ein besonders schönes Projekt abschließen: den neuen Farbenkreis.

»Oh, ist das ein Regenbogen?«, fragte der eintretende Vater seinen jungen Sohn. »Ja!«, antwortete dieser freudig. Zwei Mädchen der 5. Klasse standen an der Tür zum Förderraum, schon waren die Farbfelder des Farbplanes durchgezählt, zwölf an der Zahl, und sogleich entdeckten sie, dass es so viele wie Monate des Jahres sind und fragten sich, welche Farbe wohl ihrem Geburtsmonat zugeordnet sei.

Nicht nur als Hausmeisterin und Schreinerin, sondern auch als Designerin hatte ich den Impuls und die Hartnäckigkeit, Farben in Lasurtechnik in die Schule zu bringen. Da meine Initiative auch vom Schulvorstand mit getragen wurde, kam Farbe in die Schule, und fast alle Klassen- und Fachräume sind in den letzten Jahren mit Einsatz der Eltern am Wochenende und in den Ferien lasiert worden. Schon 2017 entstand mit der Malerin und Farbgestalterin Gabriele Goehlen, die auch ein Farbkonzept für die Schule entwickelte und die Schule in Farbfragen begleitete, die Idee, einen Farbverlauf in die besondere architektonische Situation mit der Galerie einzubringen. 2020 stieß Peter Goehlen, bildender Künstler, zu der ausführenden Gruppe hinzu. Gemeinsam wurde die Idee entwickelt, den zwölfteiligen Farbkreis malerisch im Atrium umzusetzen. Die Farbangaben für den zwölfteiligen Farbkreis stammen von Rudolf Steiner und sind dem Tierkreis zugeordnet. Die Farben wurden mit Mineralfarben in vielen Schichten aufgetragen. Die Lasur »atmet« mit dem Licht der Tages- und Jahreszeit. Ende März 2021 konnte das Projekt abgeschlossen werden. Mittlerweile sind wir im Hauptgebäude fast fertig. In diesen Sommerferien die wahrscheinlich letzte große Aktion: Dachsanierung, neue Fenster an drei Fassadenwänden, wovon sieben Klassenräume betroffen sind, die alle ausgeräumt und nach Vollendung wieder eingeräumt werden müssen. Wenn dann innen alles schön gestaltet sein wird, fehlt nur noch die Fassade, dann ist das Hauptgebäude bis auf Kleinigkeiten vollendet.

Ebenfalls in den Osterferien gelang uns die Fertigstellung des Neubaus, in dem der Waldorf-Waldkindergarten und der Werkunterricht nun ihren Platz haben. Auch hier halfen Schreiner aus der Elternschaft bei der Errichtung der Wände, ein Vater, der in der ausführenden Holzbaufirma arbeitet, übernahm die Bauleitung.

Als wir mit dem Innenausbau beginnen konnten, wurden die Corona-Hygieneauflagen immer strenger. Wir durften nicht mehr mit vielen Eltern auf der Baustelle sein. Glücklicherweise stand uns ein weiterer Vater zur Seite und half uns mit Arbeitern und Firmen aus, die Material und Hilfskraft kostenlos oder mit Vergünstigung zur Verfügung stellten. Sogar in den Weihnachtsfeiertagen kamen sie, um das Parkett zu schleifen.

So schafften wir es doch immer wieder, unsere Projekte fertigzustellen – ein weiterer Anbau ist schon geplant.

Wie gut, dass es immer wieder Ferien gibt!

Zur Autorin: Daniela Posteuka ist Hausmeisterin an der freien Waldorfschule Kastellaun