Überraschung: Opa war auch mal Rebell

Ute Hallaschka

Die Provence – was für Touristen die idyllische Traum- und Sehnsuchtslandschaft ist, wird aus der Perspektive der Jugendlichen zum Horror. Kein Funknetz nirgends und auch sonst das reine Nichts. Nur Natur. Wie soll man da bloß leben und nicht vor Langeweile sterben? Der »Sommer in der Provence« ist ein heiteres Märchen mit tragischen Untertönen. Allerhand Sozialproblematik wird mit leichter Hand illustriert. Stellenweise ist das mit Klischees und viel Klamauk inszeniert, aber das macht nichts. Es ist durchgehend die Perspektive der Heranwachsenden eingehalten. Die sehen die Welt nun mal anders. Die beiden Pubertierenden Lea und Adrien sind mit Liebesleid und -lust beschäftigt. Doch zwischen dem kleinen Theo, der stumm und auf Zeichensprache angewiesen ist, und seinem griesgrämigen Opa entwickelt sich bald eine innige Beziehung. Alle Beteiligten lernen voneinander in diesem Sommer. Verblüfft stellen die Kinder fest, dass Opa auch mal jung und ein Rebell war.

Was die Beziehung zwischen den Generationen angeht, verweist der Film in aller Heiterkeit dennoch auf die aktuelle Kulturfrage. Wohin mit den Kindern, wohin mit den Alten? Hier begegnen sich Überfluss und Mangel unserer Zivilisation. Was liegt näher, als diese beiden Zielgruppen zur gegenseitigen Bereicherung zusammenzuspannen? Nur wenn wir den gesellschaftlichen Lebensfeldern des Alters und der Kindheit ihre eigene Würde und Autonomie zurückgeben, können sie sich in der jeweiligen Weisheit der Lebenskräfte begegnen.

Was in der Filmhandlung aus der Not geboren ist, zeigt sich am Ende nach vielen Eskapaden als Freiraum, der nur aus Interesse, gegenseitiger Achtung und Liebe gewonnen werden kann.

Ein Sommer in der Provence von Rose Bosch, 105 Min., FSK: ab 6 Jahren, Komödie