«Mein Sohn ist in der dritten Klasse und liest noch immer nicht flüssig. Wie und vor allem wann lernen die Kinder an der Waldorfschule das Lesen?»
Dr. Steiner: Auch beim Schreibenlernen steht das Kind in seiner Gesamtheit und mit seiner jeweiligen aktuellen Seelensituation im Mittelpunkt. Entsprechend unterscheidet sich bereits die Buchstabeneinführung an der Waldorfschule von herkömmlichen Schulen und den Kindern wird bewusst mehr Zeit gelassen. Ferner gibt es zwei unterschiedliche Ansätze in zwei Durchgängen, um die Schrift zu lernen. Erstens wird ein Buchstabe aus einem (Märchen-)Bild abstrahiert, beispielsweise das T aus dem Bild des Tisches. Dann, in einem zweiten Durchgang einige Zeit später, wird die Schreibschrift aus der Feinmotorik des dynamischen Formenzeichnens herausgebildet. So wird das Schreibenlernen mit allen Sinnen begriffen und erfahren: Bild und bewegte Form eines jeden Buchstabens stehen im Vordergrund des Lesen- und Schreibenlernens. Aus dem künstlerischen Erfassen der Schrift folgt schließlich das selbstgeschriebene Wort, aus welchen wiederum das Lesen abgeleitet wird. So kommt es, dass Waldorfschüler:innen teilweise später lesen als gleichaltrige Kinder an anderen Schulen. Im späteren Alter zeigt sich in der Regel, dass Waldorfkinder ein sehr gutes Textverständnis haben undgerne lesen.
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