Im Bericht zum Zustand der Welt, der als »wissenschaftliche Blaupause zur Bekämpfung von Klima-, Biodiversitäts- und Umweltnotständen« dienen soll, finden die Autoren klare Worte: Fragen der Klimakrise, des Artensterbens, des Auftretens von Zoonosen müssen jetzt, gemeinsam, auf allen Feldern menschlicher Aktivität, unmittelbar und entschlossen angegangen werden. Unser jahrzehntelanger Raubbau an der Natur wirke nunmehr direkt auf uns zurück, konstatieren sie: Ein Viertel aller globalen Krankheiten gehe inzwischen auf umweltbedingte Risiken zurück. Tiefgreifende Reformen werden in dem Bericht angemahnt, auf jedem wirtschaftlichen und politischen Feld.
Und was können wir tun? Wie wollen wir in unserer Umwelt wirken? In welcher Welt wollen wir leben? Genau dieser Frage wären wir im Juni, mit den zahlreichen Initiatoren inner- und außerhalb der anthroposophischen Zivilgesellschaft, auf dem Festival »Soziale Zukunft« nachgegangen. Schweren Herzens musste dieser Großevent nun abgesagt werden. So bewegen wir die Frage weiter in unserem Alltag, bei unserer Arbeit in den Schulen, für und mit den Kindern und Jugendlichen.
Wer jetzt einwendet, dass doch genau diese Arbeit im Moment sozusagen von Staats wegen erschwert oder gar unmöglich gemacht wird, dem kann ich nicht zustimmen. Unsere Wege zueinander mögen beschränkt sein, sie sind dennoch gangbar. Nicht stärker beeinträchtigt durch von außerhalb hereindrängende Kräfte als zuvor, entsteht Freiheit im Geistesleben in der Entwicklung und Ausgestaltung unserer gedanklichen Urteilskraft. Das daraus folgende individuelle Tun muss in ethischem Kontext stehen. Ist es nicht diese Entwicklung und dieser Kontext, der durch unseren Lehrplan an Waldorfschulen vermittelt wird? So ist es in meinen Augen unsere Pflicht, jetzt noch phantasiedurchdrungener mit den Kindern und Jugendlichen an unseren Unterrichtsthemen zu arbeiten. Allen Widrigkeiten zum Trotz gelingt diese Arbeit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen. Sie erarbeiten sich neue Wege, sie können sich regional vernetzen oder auch deutschlandweit über die Plattform #waldorflernt. Ihrem Einsatz, ihrem hohen Engagement für ihre Schülerinnen und Schüler spreche ich meine tief empfundene Anerkennung und Dankbarkeit aus.
Haben Sie es bemerkt? Dieser Standpunkt berührt das momentan zentrale und übermächtige Thema. Die gegenwärtige Herausforderung, die uns eint und gleichzeitig entzweit, die uns am anderen zweifeln lässt und dann wieder an uns selbst. Ich muss sie an dieser Stelle nicht extra benennen. Wir werden Wege finden, mit ihr zu leben. Doch unsere wahre Herausforderung sehe ich hier: Making peace with nature: – im Handeln Frieden schließen mit der Natur – und jeder mit jedem und jeder mit sich selbst.