Yaroslawa Black hat eine herzerwärmende Geschichte vom Tod der Großmutter erzählt. Oder besser: von all den sorglichen und tröstlichen Bräuchen rund um die Aufbahrung und Bestattung in einem Karpaten-Dorf, aus dem Blickwinkel eines Zwölfjährigen. Was für eine liebevolle, die Hast zum Stillstand bringende Pietät spricht daraus! Es ist kein Zufall, dass diese Geschichte gerade jetzt von einer Ukrainerin erzählt worden ist. Das Buch bildet eine heilsame Geste gegenüber dem jähen und sinnlosen Sterben Unschuldiger in der Ukraine, was viele – eben auch Kinder – ängstlich und hilflos macht. Wenn Kinder unvermittelt mit dem Tod eines nahen Menschen zu tun haben, dann ist es gut, wenn sie vorbereitet sind. Dazu kann dieses Buch eine kleine Hilfe geben, ebenso wie zum Verarbeiten eines solchen Schicksalsschlages.
Taras Prochasko, ein namhafter ukrainischer Journalist und Schriftsteller, hat trotz des Kriegssturmes in einem Nachwort in ähnlicher Weise die Zeit angehalten und über die Nähe von Kindheit und Lebensabend sinniert: Innehalten anstelle von Hetze passt zu den Rändern des Lebens.
Die Illustratorin Ulrike Jänichen und der Buchgestalter Helmut Stabe haben das Buch mit so einfallsreichen Details und zugleich großzügiger Flächengestaltung versehen, dass man es mit Kindern bestens gemeinsam betrachten und lesen kann. Aber auch in der Hand von Selberlesenden ist es am rechten Ort. Wie ein Gruß über die Grenze hinaus wirkt es, dass Baba Anna zur selben Zeit und in gleicher Aufmachung auch auf Ukrainisch erschienen ist. Mein Exemplar ist gleich zu Gasteltern von Flüchtlingskindern gewandert.
Yaroslawa Black, Ulrike Jänichen: Baba Anna. Wie meine ukrainische Großmutter auf dem Brombeerblatt flog. 46 Seiten, 19,90 Euro, Verlag Urachhaus, 2022.
Kommentare
Es sind noch keine Kommentare vorhanden.