Internationales Chorprojekt Cantare

Sebastian Schüle

Cantare ist inzwischen international. Eine bunte Truppe aus Deutschland, Italien, der Ukraine und Polen traf sich an der Rudolf-Steiner-Schule Düsseldorf, um in zwei Wochen das »Magnificat« von John Rutter einzustudieren. Dieses moderne Werk für Chor und Orchester – ein Lobgesang Marias – wurde passend durch die A Capella-Stücke »Ave Maris Stella« (Grieg) und »Bogoroditse Devo« (Rachmaninoff) ergänzt.

Der erste Höhepunkt der Tagung war gleich zu Beginn die »Crashprobe«, bei der das gesamte Hauptwerk einmal durchgesungen wurde. Schwer beeindruckt und auch ein wenig eingeschüchtert versammelten sich alle danach beim Abendessen. Es gab einiges zu tun in den zwei Wochen.

Und wir schafften es. Stück für Stück erlernten wir alle Teile, die wir zuerst in Stimmproben erarbeiteten und dann im Tutti zusammensetzten. Nach und nach nahm das Stück Gestalt an und nach der ersten Probenwoche war klar, dass wir das anspruchsvolle Werk meistern würden. Natürlich wurden wir sehr schnell von der Musik gepackt und summten in jeder Pause ständig die Stellen, die wir gerade geprobt hatten.

Betreut wurden wir in diesem Jahr von der Robert-Schumann-Hochschule für Musik und Theater. Die beiden Professoren Timo Nuoranne und Dennis Hansel und deren Studierende aus den Fächern Chorleitung sowie Kirchenmusik arbeiteten täglich mit uns, um den Klang zu gestalten und eine Interpretation zu erarbeiten. Die Dozenten leisteten großartige Arbeit. Die Studenten waren sehr motiviert, mit uns zu arbeiten und ich glaube, ich habe noch nie zwei Professoren getroffen, die einem mit so einer Geduld und Kompetenz ihre Leidenschaft nahebrachten. Es machte unglaublich viel Spaß.

Begleitet wurde die intensive Probenarbeit von zahlreichen Workshops, unter anderem Salsa, Akrobatik und Chorleitung. Ein Highlight war der Obertongesang, bei dem man neben den speziellen Gesangstechniken vor allem auch lernte, sich wirklich in den Klang hinein zu hören und dabei Dinge wahrzunehmen, die einem sonst nie aufgefallen waren. Fast alle Anwesenden konnten nach einer Weile Melodien hören, die der Workshopleiter in seinen Lauten versteckte.

Zwischendurch Ostern

Bevor es dann in die zweite Probenwoche ging, kam das Osterwochenende und damit auch eine Pause von den Proben. Wir spielten noch mehr Volleyball als sonst, schliefen aus und saßen gemütlich mit Stockbrot und Gitarre beim Osterfeuer. Wer wollte, ging am Sonntag früh zur Ostermesse und dann gab es den legendären Osterbrunch, den das Organisationsteam für uns vorbereitet hatte.

Das Team bestand aus lauter jungen Leuten, die meisten davon Studenten, die das ganze Projekt ehrenamtlich organisierten. Es kochte für uns, organisierte die Zusammenarbeit mit den Dozenten, das Rahmenprogramm, einfach alles.

Gemeinsame Proben mit dem Orchester und Abschlusskonzerte

Die zweite Woche verlief noch wesentlich ereignisreicher als die erste. Wir hatten nur noch wenige Chorproben, bis dann am Dienstag das Streichorchester kam. Auf das Zusammentreffen und die erste Tuttiprobe hatten wir uns riesig gefreut. Endlich konnten wir das Stück im Gesamtklang hören, so wie wir es auch bei den Konzerten vortragen würden.

Die Konzerte waren sehr schön, aber auch ein wenig seltsam. Sie waren ja gewissermaßen eine Zusammenfassung von allem, was wir in zwei Wochen intensiver Probenarbeit geleistet hatten.

Und gleichzeitig hatte man das Gefühl, dass all die vielen Erfahrungen sich gar nicht in einem Konzert bündeln und rüberbringen lassen. All die schönen Momente, die Probleme und Erfolgserlebnisse, die neuen Freundschaften. Dennoch spürte man so eine große Verbundenheit mit den anderen Menschen auf der Bühne, dass ich sicher bin, es kam auch beim Publikum etwas von der Stimmung an.

Als dann an einer besonders schönen Stelle die Sonne herauskam und durch das große Kirchenfenster auf den Chor schaute, wurde mir bewusst, was für eine großartige Erfahrung ich da eigentlich mache: mit jungen Menschen aus verschiedenen Ländern zusammen auf der Bühne zu stehen und so großartige Musik zu singen. Cantare hat es wieder geschafft, mich zu begeistern.

»Cantare 2018« ist bereits in Planung und die Anmeldung freigeschaltet. Das Hauptwerk wird die Friedensmesse »The armed Man« von Karl Jenkins sein. Dieses großartige, vielfältige Werk steht für das friedliche Miteinander der monotheistischen Religionen, eines dringlichsten Anliegen unserer Zeit. Die künstlerische Leitung übernehmen Mikko Sidoroff und Constanze Pitz, die auch 2017 schon dirigiert hat.

Die Tagung wird in den Osterferien vom 24. März bis 7. April 2018 in der Rudolf-Steiner-Schule Düsseldorf stattfinden.

Die Teilnahme kostet 150 Euro und beinhaltet die Unterkunft in der Schule, volle Verpflegung während der zwei Wochen, den Transport zu den Konzertorten sowie Gagen für die Dozenten und Solisten.

Zum Autor: Sebastian Schüle studiert Ingenieurwissenschaften und gehört zum Organisationsteam von Cantare.

www.cantare-projekt.de