Wer das Schulleben kennt, weiß, wie rasch Geschäftsordnungen, Vereinbarungen und Strukturen inhaltsleer werden, wenn sie das reale soziale Leben nicht mehr abbilden und zu Hohlformen für äußerliche, leere Rituale werden, in denen sich nur noch Bürokraten wohl fühlen – manche Vereinsversammlung mag daran erinnern, wenn sich dort nur noch routinierte Verfahrensabläufe abspielen.
Was heißt denn da Teamarbeit? – Sie bringt erst einmal Chaos in die Ordnung – umso mehr für diejenigen, die das freie Geistesleben und die individuelle Urteilskraft lediglich nur predigen.
Doch so einfach ist das nicht. – Zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit gehört absolute Transparenz über die Handlungsmotive und die zu diskutierenden Inhalte. Und besonders in selbstverwalteten Einrichtungen läuft man Gefahr, dass sich informelle Netzwerke breit machen, in denen im Vorfeld von Entscheidungen die Weichen in die eine oder andere Richtung schon gestellt wurden.
Teamarbeit bedeutet einen kontinuierlichen Entmächtigungsprozess. Denn man muss seinen Standpunkt verlassen, um sich auf andere einlassen zu können. Zusammenfinden können sich die verschiedenen »Parteien« nur, wenn sie auf ein Drittes, ein gemeinsames Ziel schauen. Und das muss allen Beteiligten klar vor Augen stehen. Für die Waldorfpädagogik heißt das: Erziehung zur Freiheit. Eigentlich ein Paradoxon zwischen einer normativen Methode und einer nichtnormativen Zielsetzung, die keiner Norm unterliegen kann.
Dieses Paradoxon spiegelt sich auch auf der Dialog- und Begegnungsebene wider:
Es gehört zum (Waldorf-) Pädagogen-Dasein, dass man weiß, was für eine Freiheit gemeint sei und wie man zu diesem Ziel kommt – nicht nur im Unterricht, sondern auch im Elternabend oder in
der Konferenz – und das mit Recht! Aber: Sobald man im sozialen Geschehen steht, hat dieses »Wissen« zurückzutreten und man schaut, was einem von den Kindern, den Eltern und den Kollegen real im Augenblick entgegenkommt. Man wird zum Nichtwissenden. Es ist, überspitzt gesagt, der Weg von der Macht zur Ohnmacht. Denn wer verinnerlicht hat, dass man nur führen kann, wenn man gelernt hat, sich führen zu lassen – und zwar durch das gemeinsame Ideal, das Rudolf Steiner in den Fundamenten der Waldorfpädagogik verankert hat, das Ideal des freien Menschen – ist teamfähig.
Wer nicht in der schieren Berufung auf sein Amt oder auf ein formelles Statut mit anderen zusammenarbeitet, sondern wer die Geistesgegenwart besitzt, zu bemerken, wer dem gemeinsamen Ideal in einer bestimmten Situation geistig am nächsten steht und ihm den Vortritt lässt, trägt zur Klärung der Verhältnisse bei. Alles andere wäre Machthuberei.