Land in Sicht

Friederike Schram

Mitten in der weiten Landschaft Mecklenburg-Vorpommerns, in der Gesamtgemeinde Altkalen, liegt das Dörfchen Lüchow. Zwischen großen Feldern, auf denen im Frühjahr und Herbst Kraniche und Wildgänse rasten, stehen gerade mal zwanzig Häuser – keine Kirche, kein Supermarkt, keine Kneipe. Hier gibt es Stille – kostbare Stille –, kleine Seen, Moore, Wälder und viertausend Jahre alte Hünengräber. Es gibt Zeiten, besonders im Winter, in denen das Dorf wie ausgestorben wirkt. Doch wer etwas innehält, wird den ruhigen Rhythmus des Dorflebens und seiner Bewohner bemerken. Er entdeckt junge Familien und Senioren im Mehrgenerationenhaus, sieht ein Dorfhaus, in dem mittags für alle gekocht wird, ein Kulturcafé, das ein liebgewordener Treffpunkt auch für Menschen aus dem Umland geworden ist. Er bleibt vor einem schönen Gebäude mit großen Fenstern stehen, die auf das weite Umland blicken: das Schulhaus. In ihm ist ein Waldorfkindergarten mit fünfzehn Kindern untergebracht. Die weiteren Räume des Hauses warten darauf, im Sommer von Schulkindern und ihren Lehrern bevölkert zu werden. Denn seit Beginn dieses Jahres steht fest, dass in Lüchow eine Schule eröffnet wird, die auf waldorfpädagogischer Grundlage arbeitet und die Natur, die Tiere und die kreativen Möglichkeiten des Landlebens in den Unterricht einbezieht.

Das Besondere: Der Schulalltag, das Leben und Arbeiten im Dorf werden eng miteinander verknüpft sein, heißt es doch: Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf! Die Senioren werden zu den Theateraufführungen ins Schulhaus kommen, die Schüler Verantwortung für die Tiere übernehmen, die selbstgezogenen Karotten der Köchin gebracht und daraus ein leckeres Mittagessen gekocht.

Für Menschen, die sich in diese Gründungssituation hineinstellen und unterrichten wollen, eröffnen sich viele Gestaltungsmöglichkeiten. Lüchow ist ein kleines lebendiges Dorf, ein Lernort für Kinder auf dem Land, in dem es sich gut leben lässt.

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