Anthroposophische Sonderschulen schließen?

Daniel Horneber

Handwerks Masterplan zur Inklusion ist zu begrüßen. Wobei einige Maßnahmen, welche vorgeschlagen werden, 20 Jahre zu spät kommen. Damals fand die Diskussion um Integration in der anthroposophischen Bewegung kaum Beachtung. Doch wenn es sich heute um Inklusion handelt, wären folgende Schritte zu bedenken:

– Der Bund der Freien Waldorfschulen und der Verband der anthroposophischen Heilpädagogik schließen sich kurzfristig zusammen.

– Die Lehrer der Waldorfschulen und Förderschulen arbeiten gemeinsam daran, wie die Unterrichtsstruktur zu gestalten ist, damit sie dem Ziel »Inklusion« dient. Zum Beispiel wäre das Verfassen von zu vermittelnden Inhalten in leichterer Sprache erforderlich. (www.leichtesprache.org)

– Für hörgeschädigte oder gehörlose Kinder muss über die Assistenz von Gebärdendolmetschern im Unterricht nachgedacht werden.

– Für blinde oder sehbehinderte Kinder sind Voraussetzungen zu schaffen, dass sie dem Unterricht folgen können. Wobei während einer Übergangsfrist alle diese Erfordernisse durch die »persönliche Assistenz« umgesetzt werden könnten.

– Schulbegleiter als persönliche Assistenten sind bei vielen Einschränkungen das Mittel der Wahl.

– Die Delegiertentagungen des Bundes arbeiten darauf hin, dass in den Waldorfschulen die Aufnahme von Behinderten in den nächsten fünf Jahren selbstverständlich wird. Immerhin geht es darum, ein völkerrechtlich anerkanntes Menschenrecht umzusetzen.

– An den Regel-Waldorfschulen müssen Förderzentren eingerichtet werden, um den zusätzlichen Förderunterricht sicherzustellen. Diese Zentren evaluieren, was an der jeweiligen Schule verbessert werden muss, um Barrieren abzubauen, um Förderunterricht nach und nach und so weitgehend wie möglich überflüssig zu machen. Denn Förderunterricht hat eine stigmatisierende Wirkung, der mit dem Gedanken der Inklusion unvereinbar ist und durch die Anpassung der Strukturen an die Bedürfnisse des Einzelnen aufzuheben ist.

– Alle Heilpädagogen und Sonderschullehrer an heilpädagogischen Waldorfschulen werden an Regel-Waldorfschulen übernommen und als Zweitlehrer in den Klassen eingesetzt, um jeglichen Förderbedarf zu erfüllen.

– Alle Sonderschulen mit anthroposophischem Profil werden geschlossen.

– Es wäre darüber nachzudenken, wie und ab welcher Jahrgangsstufe, Gebärdensprache und Blindenschrift in den Lehrplan aufzunehmen sind.

– Ich gehe sogar soweit, dass die Vorlage eines inklusiven pädagogischen Konzepts vom Bund der Waldorfschulen zur Grundlage im Aufnahmeverfahren in den Verband gefordert werden könnte.

– Wenn es die Waldorfbewegung ernst meint mit der Inklusion, hätte sie sich auf kurz oder lang auch dafür einzusetzen, dass Menschen mit besonderem Förderbedarf vollständig auf dem ersten Arbeitsmarkt inkludiert werden.

Norbert Handwerk: 18 Schritte zur Inklusion