Autonomie können sich nicht alle leisten

Sebastian Kühn

In dem Artikel von Daniel Mylow kommen zwei große Sorgen zum Ausdruck. Erstens, wir begeben uns in starke Abhängigkeit von Firmen für Hard- und Software einschließlich des Supports und zweitens begeben wir uns in starke staatliche Abhängigkeit. Diese Sorgen sind natürlich berechtigt und sollten auch ernst genommen werden.

Es steht aber auch etliches dagegen und das muss auch klar gesehen werden. Es gibt viele Schulen, die es sich finanziell nicht leisten können, auf Förderung zu verzichten und die nicht genug eigene Mittel für komplett autonome Konzepte haben. Aber selbst bei eigenen Mitteln müssen doch Hard- und Software von gängigen Firmen erworben werden, genauso fallen Lizenzgebühren und Nachfolgekosten an; um diese Abhängigkeit von Firmen kommt man kaum herum. Dieses Problem betrifft auch den Support, die Systemadministration, die Wartung der Geräte, Netzwerke – es sei denn, Kollegen oder Eltern machen diesen Job in ihrer Freizeit, was dann aber erfahrungsgemäß mehr schlecht als recht läuft. Das Problem von Folgekosten und Abhängigkeiten für Erneuerung, Ersatz, Updates ist selbstverständlich bei privater Finanzierung genauso gegeben.

Das für die staatliche Förderung notwendige pädagogische Konzept ist keine Gängelung von Seiten des Staates, sondern bietet viel Freiraum für eigene Profile. Auch waldorfpädagogische Profilbildungen in Anlehnung an das Medienkonzept des Bundes sind gut möglich. Verlangt wird allerdings eine nachprüfbare verbindliche Umsetzung der Konzepte. Dies sollte aber auch, wenn man ehrlich ist, ein innerer Qualitätsmaßstab sein. Eine Blaupause für Fördergelder soll ja nicht gemeint sein.

Insgesamt denke ich, dass die Möglichkeiten auf jeden Fall gründlich geprüft werden sollten. Die befürchteten Abhängigkeiten sind entweder bei autonomen Konzepten genauso vorhanden (Soft- und Hardware + Support + Administration) oder, wie beim pädagogischen Konzept, nicht wirklich gravierend. Auf jeden Fall sind sie unvergleichlich viel geringer als in vielen anderen Bereichen, in denen der Staat Einfluss nimmt, wie dem Prüfungswesen.

Zum Autor: Dr. Sebastian Kühn ist Fachlehrer für Mathematik, Physik, Technologie und Informatik an der Rudolf Steiner Schule Dortmund