Leserbrief zu: »Ich mache lieber Eierwärmer«, September 2012

Anette Sigler

Bei dem Titel »Ich mache lieber Eierwärmer« horcht die Handarbeitslehrerin auf – interessiert und trotz der Eierwärmer erfreut über einen Beitrag zu ihrem Fach.

Zunächst aber erfährt sie – vor allem Handarbeitlichen –, etwas über das Konzept des »selbstverantwortlichen Lernens«, das eigentliche Thema des Artikels. Zum Beispiel könne Langeweile im Unterricht mit phantasievollen Projektangeboten bekämpft werden und Still-Lernzeiten böten die Möglichkeit zum intensiven Nachfragen und zum Selbstergreifen dieser Chance.

Liegt es an der Autorin bzw. der redaktionellen Überarbeitung oder an diesem Konzept, dass Enttäuschung aufkommt? Die anfangs im Artikel beschriebene »Ratlosigkeit« von »Frau S.« befällt auch die Leserin, nicht nur bezüglich der gerade aufgeworfenen Frage, sondern auch beim Blick auf die ja irgendwie vorhanden sein müssende, kollegiale und Ausbildungs-Situation von Frau S. Ist deren Umfeld so karg bewachsen, das ihr schließlich Hilfe aus einem äußerlich erscheinenden Methoden-Konzept und nicht auch aus der intensiven Beschäftigung mit einem Unterrichtsthema erwächst?

Die Frage nach Huhn oder Ei (Autorin/Redaktion oder Konzept?) brennt weiterhin und lässt – nichts Gutes ahnend – nun auch im letzten Absatz zum Eierwärmer und damit zur Handarbeit finden: Hier wird das »selbstverantwortliche Lernen« im Handarbeitsunterricht eines Drittklässlers darin verortet, dass er wählen darf, ob er lieber das eine Werkstück (Teddy) oder das andere (eben Eierwärmer) stricken möchte. Die Leserin nimmt die Auswahl hin und sucht in den Zeilen weiter – und findet nichts. Es bleibt so wenig. Also hat sie vor 40 Jahren im Handarbeitsunterricht ihrer Grundschulzeit auch schon selbstverantwortlich lernen dürfen?

Auf der Hühnerei-Waage neigt sich ein Balken – es muss an Autorin und/oder Redaktion liegen! Doch bleibt der nagende Restzweifel, ob diese Einschätzung wirklich trifft.

Zum Artikel »Ich mache lieber Eierwärmer«.