Organisch bauen muss nicht teuer sein

Knut Rennert

Das Heft 6/14 zum Thema Architektur finde ich sehr gelungen! Trotzdem möchte ich zwei Ergänzungen anbringen, die meinen Vater, den Architekten Klaus Rennert, der einige Waldorfschulen gebaut hat, immer sehr bewegt haben:

Er teilte nicht die weit verbreitete Ansicht, organisch bauen = teuer. Explodierende Kosten sah er vor allem im Zusammenhang mit Extras, insbesondere aber mit Änderungswünschen während des Bauens, die meist durch Unaufmerksamkeit oder mangelnde Beteiligung einzelner Persönlichkeiten zustande kämen. Je näher man an den wirklichen Bedürfnissen plane, desto günstiger werde es, weil Überflüssiges wegfalle oder minimiert werden könne. Auch könnten viele Kosten und Folgekosten durch Gestaltung minimiert werden.

Als Beispiele hierfür brachte er gerne die Akustik, bei der besondere Dämmungen durch geeignete Anordnung der Wände vermieden werden könnten und die Begrenzung der Heizkosten durch Minimierung des umbauten Raumes. Es wäre wünschenswert, wenn jemand Fachkundiges das einmal ausarbeiten würde. Ferner wünschte er sich, dass nicht nur ein Architekt, sondern ein ganzes Künstlerkollektiv den Bauprozess gestalte. Es bräuchte eigentlich alle sieben Künste, damit ein Bauwerk in dem Sinn gelingen könne, dass es einen als Organismus ausgebildeten Leib einer Gemeinschaft bilde.

Die Architektur sah er dabei als unsichtbar an, als die Kräfte-Wirkungen, die das Sichtbare zusammenhalten. Die Sichtbarkeit komme durch Plastik und Malerei zustande und müsse durch Maler und Plastiker gestaltet werden. Entsprechend bräuchten Klang, Sprache und Bewegung den Musiker, Sprachkünstler und Eurythmisten. Kämen diese sechs Künste fruchtbar zusammen, könne es gelingen, die Mitwirkung der bauherrlichen Gemeinschaft zur siebten, der sozialen Kunst zu erheben, durch die das Ganze erst Wirklichkeit werde.

In Ansätzen erlebte er solch eine Zusammenarbeit beim Bau der Widar-Schule in Wattenscheid und der Michaels-Kirche in Göppingen. Diese beiden Aspekte fehlten mir noch in dem Heft, das ich mit großem Genuss gelesen habe.

Zum Autor: Knut Johannes Rennert ist freier Musiker und Instrumentenbauer, war 16 Jahre Waldorf-Musiklehrer in Gladbeck und Bremen-Nord.