Leser:innenbriefe

Zur Verwendung der Gendersprache in der Erziehungskunst

S.H.

Ein ganz wesentlicher Aspekt bleibt bei Ihrer Begründung unberührt. Die Unterscheidung von Genus (sprachliches Geschlecht) und Sexus (biologisches/natürliches Geschlecht).

Ersteres hat fast nichts mit Zweitem zu tun. Nach der Mann/die Frau, der Herr/die Dame hört es bei der Junge/das Mädchen schon auf.

Es ist erst wenige Jahre her, als ich im staatlichen Schuldienst die Bezeichnung SuS für Schülerinnen und Schüler wie gedankenlos benutzte; in dem Glauben, es schon politisch richtig und überhaupt allen recht zu machen. Und Jahre zuvor verwendete ich schon im Studium das Wort »KommilitonInnen«.  Ich kam von beidem wieder weg.

Die Bezeichnung »der Schüler« meint bis in die Gegenwart alle Sexus. Und ich verstehe bis heute nicht, warum sich das geändert haben sollte. Im Internet fand sich nichts darüber, den Beweis suche ich noch und ich bitte darum. Wenn wir bei der bisherigen Korrektheit bleiben, bedeutet Schülerinnen und Schüler unverändert: die biologisch weiblichen, die biologisch weiblichen, die biologisch diversen und die biologisch männlichen. Also werden zwei Mal die Menschen weiblichen Sexus gemeint, weil die Endung »-innen« ausschließlich diese anspricht.

Mir stellt sich die Frage, warum fühlt sich jemand, der einem bestimmten natürlichen Geschlecht angehört, durch den Genus diskriminiert?

Es gibt mindestens 10 Schreibweisen für das Gendern – und es gibt keinen Konsens.

Auch wenn Tagesschau und Duden es vermeintlich glauben richtig zu machen, wird es nicht von der Gesellschaft für deutsche Sprache und auch vielen Schriftstellern fast nicht unterstützt. Einige sehen es als Axt an die Grammatik, wenn Satz- und Sonderzeichen mitten in Worten stehen.

Und wo endet es? Werden Worte wie »Verbrecher«, »Dieb«, »Mörder«, »Täter« auch gegendert, um ja die weiblichen Menschen dabei nicht zu diskriminieren? Sind die diversen Sexus beim Gendern immer mit genannt und gemeint?

Und auch das Wort »Mensch« ist spannend. Wann fühlt sich die halbe deutschsprachige Bevölkerunge in den DACH-Nationen durch das generische Maskulin diskriminiert und ruft laut nach der »Menschin«? Dürfen sich Zugehörige zum männlichen Sexus durch »die Person« diskriminiert fühlen oder geht das bei Männern nicht, weil grundsätzlich und strukturell nur Frauen unter dem Genus leiden können?

Endgültig sinnbefreit und entlarvend wird es, wenn wir weggehen von der Bezeichnung für Menschen. Biologisch männliche Katzen könnten sich im deutschen Sprachraum durch das Wort »die Katze« diskriminiert fühlen und ab jetzt nur noch als Kater angesprochen werden wollen. Dann heißt es für diese Tierart demnächst nur noch KuK (= Katzen und Kater).

Welche Wortschöpfung wird das diskriminierende »Lehrerzimmer« ersetzen? Oder braucht es ein zweites Zimmer für die Lehrerinnen (und ein drittes für das dritte Geschlecht)?

Wie wollen Ausländer noch erfolgreich und motiviert die deutsche Sprache lernen, wenn man sie ständig damit konfrontiert, dass sie durch die Sprache diskriminieren?

Es braucht weniger angepasste, politisch korrekte Sprachwahl und mehr Aufklärung, mehr eigenständiges Denken über die Begriffe Genus und Sexus und keinen bedingungslosen Gehorsam dem wilden Gender-Gaga.

Es wird immer ein Eiern sein zwischen verschiedenen Schreibweisen und unterschiedlich durchgeführter sprachlicher Konsequenz. Wem will (oder muss?) man es recht machen? Menschen, die sich durch sprachliche Artikel vermeintlich diskriminiert und angegriffen fühlen?

Heißt das Wort Bürgermeisterkandidatassistent korrekt gegendert Bürger:inmeister*Inkandidat_inassistentIn?

S.H., Deggenhausertal

Zum Artikel »Die Wertschätzung augenblicklichen Menschseins«

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