»Von hier« oder darf’s ein bisschen weiter sein?

Von Benjamin Perry, März 2022

Regionale Lebensmittel zu kaufen ist Trend. Allerdings hat sich der begrüßenswerte Impuls noch nicht in der Breite der Gesellschaft etabliert. Es gibt Vorbehalte, Preisunterschiede und Supermärkte, in denen man alles für den Bedarf an einem Ort einkaufen kann.

Mir geht es hier vor allen Dingen um den Blick auf die Kinder und wie wir ihnen einen gesunden und nachhaltigen Konsum vermitteln können. Wie machen wir den Bezug von regionalen Lebensmitteln zu einem ganz natürlichen Reflex in unserem kulinarischen Verständnis?

Eines ist klar: Begeisterung steckt an! Wir sollten vorleben, was wir an die nächste Generation weitergeben möchten. Und damit wir uns nicht missverstehen: dazu gehört neben all dem positiven Vorleben auch das Scheitern an den eigenen Idealen.

Das ist fast die wichtigste Erfahrung, finde ich. Es ist weder realistisch, noch notwendig, sich ausschließlich gesund, regional und biologisch zu ernähren. Aber es ist wichtig, sich bewusst zu sein, welch großen Einfluss eine regionale und zum Beispiel pflanzenbasierte Ernährung abgesehen vom Nutzen für unsere eigene Gesundheit hat. Wir sollten die Anteile an regionalen Lebensmitteln so hoch wie eben möglich halten. Der Vorteil eines regional gestalteten Speiseplans ist seine Saisonalität. Er stärkt die regionale Wirtschaft, schafft ein Bewusstsein für regionale Lebensmittel und ist ein Hebel, um dem Klimawandel aktiv und konkret entgegenzuwirken.

In unserer globalisierten Welt könnte ein erster Schritt sein, den Begriff »regional« als »deutschlandweit« zu definieren. Also keine Mangos, Avocados und italienischen Eisberg­salate! Wenn das gut funktioniert, wäre der nächste Schritt, zu schauen, was alles Spannendes um einen herum passiert. Das ist überhaupt das Aller­beste! Das Entdecken der eigenen Region. Ein großes Abenteuer.

Mir sind gemeinsame Ausflüge mit meinen Kindern zu einer Forellenzucht immer noch lebhaft in Er­innerung; wir hatten großen Spaß. Eine Freiland-Schweinezucht, Büffel­mozzarella aus Brandenburg, ein SoLaWi-Acker direkt am Berliner Stadtrand, alles nicht weiter als 80 Kilometer um meinen Wohnort herum.

Und natürlich die unzähligen Höfe mit Selbstvermarktung und Hofladen.

Es lohnt sich allemal, sich auf diese Reise zu begeben und am Ende landen nicht nur gesunde Lebensmittel im Einkaufskorb, sondern auch Wissen über das direkte Lebensumfeld.

Bäuer:innen, Produzent:innen, Manufakteure – es sind oftmals Menschen mit einem ganz aufregenden Lebenslauf, mit viel Herzblut, Leidenschaft und jeder Menge Geschichten im Gepäck, die sich auf den Weg machen.

Nehmt die Kinder mit auf diese Reise! Sie sind empfänglich für die Bedürfnisse unserer Natur, der Erde und ihrer Zukunft.

Zum Rezept. Viel Freude beim Nachkochen!

www.benperry.de

Literatur: H. Renner, B. Perry, M. Plehn: Mittagessen pädagogisch gestalten, Freiburg 2019

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