Mehr Gehalt – mehr Lehrer

Liebe Leserin, lieber Leser!

Waldorflehrer verdienen in Deutschland so viel wie ihre Kollegen an staatlichen Schulen in Griechenland, Portugal oder Spanien (30.000 bis 40.000 Euro im Jahr). Dagegen verdienen Deutschlands und Österreichs Staatsschullehrer gut (40.000 bis 60.000 Euro im Jahr), am besten in Dänemark und Luxemburg (60.000 bis 100.000 Euro im Jahr). Diese Zahlen legte die EU-Kommission Anfang Oktober 2011 in einem Bericht vor, in dem die Gehaltssituation von Lehrern in 27 EU-Mitgliedstaaten analysiert wird.

Die Gehälter der Waldorflehrer waren noch nie sonderlich attraktiv. Man dient ja den Kindern zur Ehre Gottes. Kein Wunder, dass der Lehrermangel chronische und durch die nahende Pensionierungswelle noch dramatischere Ausmaße annehmen und zu pädagogischen Substanzverlusten führen wird.

Die Waldorfgehälter müssen deutlich erhöht werden, um die Attraktivität des Waldorflehrerberufs zu steigern. Zu groß ist die Verlockung des um rund ein Drittel höheren Verdienstes an einer staatlichen Schule, dass sich ambitionierte und qualifizierte junge Menschen, bei allem pädagogischen Idealismus, den sie in sich tragen, für eine Waldorfschule entscheiden.

Der Einwand, eine Erhöhung sei unbezahlbar, greift zu kurz. Sicher: die Schulgelder, die Eltern aufzubringen haben, sind an ihrer Schmerzgrenze angekommen. Einige Bundesländer versuchen, die staatlichen Zuschüsse zu kürzen, zumindest zu deckeln. Wartefristen und zögerliche Baukostenzuschüsse belasten die Haushalte. Aus eigenen Kräften sind deutliche Gehaltserhöhungen sicherlich nicht zu stemmen.

Mehr als ein Drittel aller deutschen Eltern würden nach einer aktuellen Forsa-Umfrage im November 2011 ihr Kind lieber auf eine Schule in freier Trägerschaft schicken – und zwar unabhängig von ihrem Einkommen. 65 Prozent der Befragten sind der Ansicht, freie Schulen gingen besonders auf die Bedürfnisse der Schüler und Eltern ein. Nur 13 Prozent trauen dies den staatlichen Schulen zu. Über 70 Prozent sprechen sich für einen verstärkten Wettbewerb unter Schulen um die besten pädagogischen Konzepte aus.

Der Trend ist eindeutig: Immer mehr Bürger wollen die Bildung ihrer Kinder selbst in die Hand nehmen, weil sie mit dem staat­-lichen Bildungsmonopol unzufrieden sind.

Eine Lösung ist nur durch eine Abstimmung mit den Füssen möglich. Die Einführung von Bildungsgutscheinen könnte die politische Blockade aufheben und die freie Schulwahl ohne finanzielle Einbußen ermöglichen – inklusive einer 100-Prozent-Bezuschussung. Da sich die Zuschüsse an den wesentlich höheren staatlichen Ausgaben für einen Schüler orientieren, wäre eine angemessene Erhöhung der Gehälter kein Problem mehr. Gehälter sind Investitionskosten und stehen nicht auf der Ausgabenseite. Menschen, ihre Fähig­keiten und ihre Befähigung sind unser wertvollstes Kapital!

Aus der Redaktion grüßt

Mathias Maurer