Kleine Kinder zeichnen oder malen Bilder, die vom Weg der Seele aus einem Himmlischen, meist als Sonne und Sternenwelt dargestellt, ins Irdische, Körperliche erzählen. Da liegt eine Auseinandersetzung mit den Themen Reinkarnation und Karma nahe.
Heisterkamp legt in seinem kompakten Buch dar, dass der Gedanke der Wiederverkörperung nicht nur im Hinduismus und Buddhismus vorkommt, sondern auch im sogenannten Abendland. Hier ist es Rudolf Steiner, der in neuerer Zeit diese Idee vertrat und detailliert darlegte. Die Zitate, die dem Reinkarnationsgedanken befürwortend oder auch kritisch begegnen, werden vom Autor gleichermaßen ernst genommen. Er entkräftet den Vorwurf des Fatalismus und zitiert Steiners Warnungen vor missbräuchlichem Umgang mit dem Thema, besonders wenn es um Mitleid oder um eine Haltung zu Behinderungen verschiedener Arten geht. So betont der Autor: «In keinem Fall also geht mit dem Karmabegriff eine irgendwie distanzierte Lieblosigkeit einher …».
Gerne folgt man den Ausführungen Heisterkamps. Seine zeitgemäße Sprache zeugt von Präsenz. Die Vielschichtigkeit der Betrachtungsweisen wirkt angenehm erfrischend. So argumentiert er, dass der Gedanke der Reinkarnation das Potential für ein besseres Zusammenleben hat und zu einem verstärkten Gefühl der Verantwortung für das Leben, die Natur, Umwelt und unsere Zukunft in sich birgt. Das Buch ist eine Anregung, die Gedanken zu diesem Thema neu zu bewegen.
Jens Heisterkamp: Karma neu denken. Wiederverkörperung und Schicksal als Herausforderung für die Vernunft, 96 Seiten, info3 Verlag 2023, 10,90 Euro.
Kommentare
Es sind noch keine Kommentare vorhanden.
Kommentar hinzufügen
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Dieser wird nach Prüfung durch die Administrator:innen freigeschaltet.