Aufrufe zur Rettung der Kindheit

Johannes Roth

Wer sich damit beschäftigt, wie sehr heute die Kindheit als solche von den vielfältigen Interessen der Ökonomisierung, Rationalisierung und anthropologischen Reduktion bedroht ist, der kann beeindruckt davon sein, wie eindringlich Kimpfler ihren Eigenwert beschreibt und verteidigt; seine Ausführungen haben an manchen Stellen den Charakter einer schwärmerischen Apologie. Besonders in der älteren Schrift ist allerdings eine fehlende Klarheit der Begriffe augenfällig. Die jüngere Schrift enthält eine Sammlung von »Geschichten, die das Leben schrieb«, die zum Nachdenken anregen.

Leider ist beiden Büchern gemeinsam, dass die Lesergruppe, an die die Texte gerichtet sind, nicht benannt wird. Natürlich kann man das bewusst offen lassen i.S.v. »An alle Interessierten«, doch dadurch fällt es schwer, die vielen Beispiele und Aufforderungen einzuordnen; auch fällt der erhebliche Mangel an Methodik und Konkretheit sehr ins Gewicht.

Vielleicht handelt es sich bei den kleinen Aufsätzen um ursprünglich mündlich gegebene Mitteilungen (in Kimpflers zahlreichen Seminaren und Vorträgen), die da sehr viel lebhafter und wirkungsvoller sein konnten?

Was, wie es scheint, als Plädoyer für intuitive Handlungspädagogik gedacht ist, liest sich schwarz auf weiß mehr als eine Art Aneinanderreihung von Imperativen, denen man die Berechtigung sicher nicht absprechen wird, die aber freilich ganz im Allgemeinen verbleiben.

Anton Kimpfler: Das Kind und die wundersame Erneuerung der Welt. Mit Jüngeren lernen, geb., 68 S., EUR 9,80, Amthor Verlag, Heidenheim 2019; ders.: Kinder bringen die Welt weiter. Auch Erwachsene spielen eine entscheidende Rolle dabei, brosch., 76 S., EUR 12,–, Verlag Ch. Möllmann, Borchen 2016