Inklusion: leider nicht gelungen

Wolfgang Debus (Lensahn)

»Wie Inklusion gelingt« überschreibt der Verlag die Werbung für dieses Buch. »Wie Inklusion gelingen könnte, wenn …« wäre allerdings die zutreffendere Charakterisierung der theoretischen Erörterungen, die sich überwiegend auf Aussagen aus sekundären Quellen und Ergebnisse aus Fragebogenuntersuchungen stützen. Die Literaturlisten der Beiträge umfassen insgesamt weit über 200 Bände und Aufsätze. Die wenigen Beispiele aus dem Unterricht erfüllen bestenfalls den Anspruch eines integrativen Ansatzes. Die Unsicherheit der Abgrenzung und Unterscheidung von Integration und Inklusion durchzieht die Aufsätze und spiegelt damit den Stand der Bildungspolitik. Mit »könnte«, »sollte« und »müsste« werden viele Ratschläge gegeben. Man fragt sich nur: wem? Wenn in unserem hierarchischen Bildungssystem die ausbildenden Dozenten – zu denen ja die Autoren und Autorinnen gehören – nicht die Antworten wissen, wenn sie nicht die Weichen stellen und die Ausbildung auf gelingende Inklusion umstellen, werden es kaum die an Weisungen und Lehrpläne gebundenen Lehrer und Lehrerinnen an der Basis tun können. Eine Fachsprache, die an manchen Stellen selbst mit dem Duden kaum zu entschlüsseln ist, und die trotz eines verbindenden Inhaltsverzeichnisses wenig aufeinander abgestimmten Einzelbeiträge sind eine weitere Herausforderung für die Leserschaft. Sie muss selber nach gelingenden Lösungen suchen und sich dabei von vielen (gelungenen) Beispielen in alternativen Bildungs-, Arbeits- und Lebensgemeinschaften inspirieren lassen, die in den Beiträgen dieses Buches unberücksichtigt bleiben.

Silke Trumpa u.a. (Hrsg.): Inklusive Bildung: Erkenntnisse und Konzepte aus Fachdidaktik und Sonderpädagogik, geb., 384 S., EUR 34,95, Beltz/Juventa, Weinheim 2014