Kafka und Schiller gegenübergestellt

Malte Schuchhardt

Im ersten Teil seiner Ausführungen behandelt Fiechter Schillers historische Dramen. Überzeugend widerlegt er die verbreitete Auffassung, Schiller habe mit ihnen Nationaldramen für die einzelnen europäischen Völker schaffen wollen. Der Gedanke des Nationalen lag Schiller ganz fern. Die einzelnen Dramen sind so lebendig charakterisiert, dass man sofort Lust bekommt, sie unter den dargestellten Gesichtspunkten wiederzulesen. Im zweiten Teil seiner Ausführungen behandelt Fiechter Kafkas drei Romanfragmente, den »Prozess«, den »Amerikaroman« und das »Schloss«. Als ausgewiesener Kafka-Kenner gibt er dem Leser eine Fülle wertvoller Anregungen. Dass der Rezensent nicht allen Aussagen des Autors zustimmt, wird beim Thema Kafka wohl niemanden verwundern.

Die Überschrift von Bartoniczeks Beitrag »Schiller und Kafka im Deutschunterricht der Oberstufe« macht deutlich, dass für ihn der pädagogische Aspekt vorrangig ist.

Im Kapitel »Biographische Schlaglichter« schildert er anschaulich und lebendig Stationen und Motive in Schillers Leben und macht deutlich, wie zentral ihre Bedeutung für dessen Behandlung im Unterricht sind. Dass seine weniger bekannte Erzählung »Der Verbrecher aus verlorener Ehre« eine sehr geeignete Lektüre für Neuntklässler ist, wird von Bartoniczek überzeugend gezeigt. Für Generationen von Deutschlehrern ist Schillers »Don Carlos« das bevorzugte Stück im Deutschunterricht der 9. Klasse. Warum das so ist und auch künftige Deutschlehrer an dieser Tradition festhalten sollten, begründet der Autor ausführlich.

Die Behandlung Kafkas in der 11. Klasse beginnt Bartoniczek sinnvollerweise mit dem kurzen Text »Auf der Galerie« und setzt sie mit der Erzählung »Die Verwandlung« fort. Zu Recht weist er darauf hin, dass mit der Behandlung von Kafkatexten die Chance verbunden ist, bei den Schülern das genaue Lesen zu schulen.

Über den Vorschlag Bartoniczeks, Kafka-Romane in der 11. Klasse zu behandeln, ließe sich trefflich streiten, ob dieses nicht zu früh sein könnte. Das Eindrucksvolle dieses Buches: Zwei Autoren sprechen über dasselbe Thema unter verschiedenen Aspekten und die Darstellungen ergänzen sich vorzüglich.

Dem literarisch Interessierten und dem Deutschlehrer ist dieses Buch nachdrücklich zu empfehlen.

Hans Paul Fiechter; Andre Bartoniczek: Schiller, Kafka, brosch., 340 S., EUR 19,–, Bildungswerk Beruf und Umwelt, Kassel 2018

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