Selbstverwaltung mit Reformbedarf

Rainer Monnet

Einfach und klar formuliert werden die Entwicklungsphasen einer Waldorfschule gezeigt. Viele in die Jahre gekommenen Waldorfschulen benötigen dringend einen geführten Wandel zu modernen Organisations- und Führungsstrukturen.

Der aus dem Wesen der Anthroposophie entspringende Wille zur Selbstverwaltung der Waldorfschule als Bestandteil des Geisteslebens führt oft ins Leere oder in die Irre. Dies, weil Gesetzmäßigkeiten im Sozialen falsch verstanden oder umgesetzt wurden. Zudem führen sehr hohe Ansprüche und mangelnde soziale und wirtschaftliche Kompetenzen zu Zerrbildern eines freien sozialen Organismus. Die Mehrheit der Waldorfschulen steckt noch fest in falsch verstandenen Modellen von sozialer Organisation. Neben höherer Professionalisierung und Differenzierung bedarf es vor allem neuer Führungsstrukturen. Jäckel zeigt Wege, wie diese zu schaffen sind. Das von ihm entwickelte Ressortmodell für eine moderne Schulführung stellt er graphisch wie textlich verständlich dar. Diese vier Ressorts sind Organisation und Pädagogik, Zukunftsentwicklung, Personal sowie Wirtschaft und Finanzen. Der Begriff Personal erscheint etwas in die Jahre gekommen. Personal hatte man im letzten Jahrtausend. Der Begriff Mitarbeiter trifft gerade in selbstverwalteten Waldorfschulen eher den Kern der sozialen Realität.

Ziel einer modernen Organisation ist es, laut Jäckel, den Organismus zu nähren, eine beseelte Organisation zu schaffen. So kann eine Kultur der positiven Stimmung erzeugt werden. Hier können die Menschen aus dem Herzen sprechen und nicht aus ihrem Ego.

Das Buch steckt voller Hinweise auf Veränderungspotenziale. Es ist lesenswert für Verantwortliche wie für Interessierte, die mehr über die Transformation zu einer modernen Selbstverwaltung erfahren wollen.

Harald Jäckel: Die Zukunftsgestalt der Freien Waldorfschule, brosch., 103 S., EUR 19,90, Info3 Verlag, Frankfurt/Main 2019