Urquellen des Christentums

Maja Rehbein

Das vorliegende Buch basiert auf Vorträgen von John van Schaik (Kirchenhistoriker) über das petrinische, Christine Gruwez (Philosophin) über das paulinische und Bastiaan Baan (Priester) über das johanneische Christentum.

Der erste Teil beleuchtet vorchristliche Strömungen, zuerst die Messias-Erwartung im Alten Testament. Van Schaik arbeitet die Idee der zwei gleichzeitig erscheinenden Messiasgestalten heraus, auf die auch Rudolf Steiner hinwies. Beim Thema »Mysterien und Einweihung in der griechischen Welt« geht Gruwez auf Eleusis ein, wo Demeter verehrt wurde. In »Messiaserwartung und Apokalypse bei den Essenern« weist Baan auf alte Schriften, Steiners Aussagen und den Fund der Qumranrollen 1947 hin.

Im zweiten Teil wird das Wirken der drei Urapostel einzeln betrachtet; zunächst das exoterische petrinische Christentum (van Schaik) mit den Kirchengründungen, danach stellt Gruwez die Einweihung des Paulus vor Damaskus und sein Wirken dar. In Athen hörte ihn Dionysios Areopagita, mit dem das esoterische Christentum begann. Baan beantwortet die Frage nach dem johanneischen Christentum.

Mit den frühchristlichen Strömungen beschäftigt sich der dritte Teil. Das exoterisch petrinische Christentum (van Schaik) strebt in der Askese den Weg zum Vatergott an. Gruwez‘ Beitrag »Über das Schweigen, das höher ist als das Sprechen« beschreibt Dionysios Areopagita als Wegbereiter der christlichen Mystik, geht auf die Kirchenväter in Ost und West ein und vergleicht die Möglichkeiten des christlichen Verständnisses in den Sprachen Griechisch (Origenes) und Latein (Augustinus). Mit »Der Geist untersucht alles. Origenes: ein Leben im Dienste der Weisheit« schließen die neun Beiträge ab. Baan ordnet die Urapostel den Personen der Trinität zu, erzählt spannend von Origenes‘ Leben und von Ursprung und Zukunft des johanneischen Christentums. Mannigfach und verschlungen sind die Wege, das Geistige in Verbindung mit dem Irdischen zu begreifen. Die Messiasauffassungen bei Petrus, Paulus und Johannes schließen sich nicht aus, sondern ermöglichen Einheit in der Vielfalt, im Bemühen, sich der Wirklichkeit des Jesus Christus zu nähern.

Die leicht verständliche Sprache der drei Autoren in den weitgehend aufeinander bezogenen Texten, farbige Bilder, instruktive Karten und Übersichten führen zu einem gut gegliederten Gesamtbild. So erweist sich wieder, dass eine gemeinsame Arbeit mehr ist als die Summe der einzelnen Beiträge. Dass das Thema noch heute so fesselt, zeigt seine Bedeutung für Gegenwart und Zukunft.   

Bastiaan Baan, Christine Gruwez, John van Schaik: Urquellen des Christentums. Petrus, Paulus und Johannes. Aus dem Niederländischen von Marianne Holberg, 219 S., geb., EUR 18,50. Verlag Urachhaus, Stuttgart 2011