Von unserer gemeinsamen Muttersprache

Redaktion

In unserer gemeinsamen Muttersprache, der Musik, kommt alles rüber, kommt alles zu uns, wenn auch weniger ins Gehirn als ins Gemüt, dorthin, wo wir nonverbal verstehen, wo wir unmittelbar angesprochen sind, in Herznähe, auf Augenhöhe, in Ohrenschein.

»Aus den Niemandsbuchten« nennt sich eine stetig wachsende Sammlung von Musikstücken mit ebendiesen Qualitäten vom Hörensagen in Tönen. Von unterwegs kommen Eindrücke zurück und fließen tonsprachlich in kleine Musikformate. Die Vorgaben sind knapp und schlicht, ein Notenschreibheft hat 48 Seiten und 12 Systeme. Diesem Format folgend fügen sich jeweils 24 Klavier-Skizzen zu einem zyklischen Ganzen zusammen. Inzwischen liegen fünf solche Zyklen vor, weitere befinden sich in Arbeit. Zwei dieser Zyklen mit Klavier-Skizzen »Aus den Niemandsbuchten« liegen nun gedruckt vor (www.edition-zwischentoene.de). Von Peter Handkes Buch »Mein Jahr in der Niemandsbucht« leitet sich der Titel dieser Sammlung ab und gibt auch etwas den Stil vor: Wandeln, Schlendern mit offenen Sinnen durch die Ränder der Stadt, durch die Vororte, Hinterhöfe, Gärten, Brachen, Waldstücke, inmitten dort, wo wir leben, aber eben bisher noch nicht wirklich erleben, wo wir eigentlich sind und was sich da eigentlich Wunderbares verbirgt. »Aus den Niemandsbuchten« erzählt Episoden von uns, von hier und jetzt, vom Hörensagen in Tönen. Durch Eins-zu-Eins-Vorspiele und Verwendung im Unterricht als Hörgeschichten haben sich manche dieser Musiken bereits an mehreren Orts verdient gemacht. Und warum nicht selber probieren, vom Hörensagen in Tönen, durch die Finger auf den Tasten, durch frische Töne einladend ins Gemüt!

Stephan Ronner: Aus den Niemandsbuchten I und II, 24 Klavierskizzen, 48 S., je EUR 19,–, Edition Zwischentöne, Weilheim 2020.