Covid-19-Geschenk?
Seitdem Covid-19 uns beschäftigt, also seit etwa Mitte März 2020, hat sich viel getan. Vieles haben wir als Einschränkung empfunden, sind einen Schritt von der Normalität weggekommen. Soziale Kontakte wurden reduziert und unser Alltag auf den Kopf gestellt. Ja, vor Covid-19 war vieles einfacher, bequemer. Unser Handeln mussten wir nicht jedes Mal abwägen und über die sozialen Konsequenzen nachdenken. Doch ich glaube, genau hier fängt das Problem an. Covid-19 ist wie ein Spiegel, der uns zeigt, was wir falsch machen und was wir verändern müssen. Wir handeln viel zu oft unbedacht, aus dem Moment heraus und wägen die Folgen nicht ab. Sollte man Covid-19 deshalb als Geschenk betrachten? Das muss jeder für sich beantworten. Ich empfinde die Pandemie als einen Vorboten, der uns im Kleinen andeutet, was auf uns in Zukunft zukommt. Ein großes Problem ist zu lösen: Es ist unsere Wirtschaftsweise und ihre Folgen. Viel zu oft schauen wir auf die materiellen Dinge und verlieren die Menschlichkeit aus den Augen. – Nimmt uns Corona mit den sozialen Kontakten auch unsere Menschlichkeit? Ich frage mich, wie vielen Menschen das Handeln der privilegierten Welt die Menschlichkeit nimmt und ob Covid-19 nicht auch ein Impuls ist, uns unserer Werte bewusst zu werden, ein Geschenk, das wir selbstliebend uns selbst schenken.
Zum Autor: Leon (13. Kl.) möchte anonym bleiben
Wie nehme ich Corona wahr?
Wie nehme ich Corona wahr? Ich denke, diese Frage würden wir alle als erstes mit »nervig« beantworten. Aber ist es wirklich in allen Bereichen nervig? Ich würde sagen nein, aber von vorne. Als ich Januar letzten Jahres das erste Mal von dem nur in China schwirrenden Virus hörte, dachte ich mir, wie wahrscheinlich jeder: »Ach, das bleibt in China.« Dann der erste Fall in Deutschland. Gut, dann haben wir eben einen Fall. Wieder später der erste Lockdown: Geschäfte zu, Restaurants zu, Schulen zu. In dieser Zeit saß ich acht Wochen zuhause und wurde teilweise von der Schule mit Materialien versorgt. Dann die letzten 14 Tage vor den Ferien: Die Schulen sind nochmal offen. Ob das nach dem wochenlangen Lockdown sinnvoll war, sei dahingestellt. Aber wie nehme ich nun Corona wahr? Wie schon erwähnt, vor allem nervig. Ich kann nicht in Vergnügungsparks, ich kann nicht schwimmen gehen, ich kann nicht essen gehen … Aber ist das alles wirklich so schlimm? Auf die Schnelle würde ich sagen ja, aber wenn ich länger darüber nachdenke, merke ich, dass doch nicht alles nervig ist. Ich merke, dass durch diese Pandemie die Schulen angefangen haben, sich zu modernisieren. Sie fangen an, es ist noch viel Luft nach oben, aber sie fangen an. Lange warte ich schon darauf, dass darüber gesprochen wird, dass man den Schülern im Krankheitsfall das Unterrichtsmaterial digital zusenden kann. Dass es nun geschieht, nehme ich als Gewinn aus dieser Krise wahr. Ich finde, dass eine Umarmung eine ganz neue Bedeutung bekommen hat, da sie nicht mehr nur eine alltägliche Begrüßung oder Verabschiedung ist, sondern etwas Besonderes, etwas Aufmunterndes – daheim, nach einem langen, anstrengenden Tag in der Schule, in der Uni oder auf der Arbeit. Ich denke, es ist wichtig, die Regeln zu befolgen und Respekt vor dem Virus zu haben. Aber man sollte keinesfalls in Panik geraten und wir sollten die Dinge, welche erlaubt sind, um so mehr genießen.
Zum Autor: Timon Weyand, 15 Jahre, Schüler der Freien Waldorfschule Mülheim an der Ruhr