Das Gründungsteam war von Anfang an mit Menschen aus verschiedenen Kulturen besetzt. Mittlerweile stammen sie von vier Kontinenten: Aus Südamerika kommt Barbara Zimmermann (Brasilien), aus Asien Kazuma Matoba (Japan), aus Afrika Zakia Bouhdiba (Algerien) und die übrigen kommen aus Europa. In jeder Zusammenkunft, in jeder Konferenz, bei jeder Unternehmung ist das Verständnis für die Kultur des anderen, aber auch das für die eigene gefragt, sodass bereits in der Gründungsphase ein breites Übfeld für einen Umgang im interkulturellen Kontext gegeben ist.
Die »Bunte Schule« wird im Dortmunder Stadtteil »Nordstadt« entstehen, der fast täglich vor allem negative Schlagzeilen macht. Die meisten Neuankömmlinge aus anderen Ländern landen zuerst einmal dort. Wer kann, zieht schnell in andere Stadtteile weiter. Die alteingesessenen Bewohner, die noch hier leben, sind oft ältere Menschen oder Hausbesitzer, die nicht ohne Weiteres wegziehen können.
Im Oktober 2011 startete die Gründungsinitiative ihre Arbeit vor Ort und mietete dafür ein Ladenlokal im Herzen der Nordstadt an, in dem sie ihr Projektbüro betreibt und das als Veranstaltungsort dient. Der Nordmarkt direkt gegenüber beherbergt nicht nur einen bunten Wochenmarkt, er ist auch ein beliebter Treffpunkt für Alkoholiker. Geht man die Mallinckrodtstraße nur zehn Meter weiter hoch, befinden sich dort eine ganze Reihe von Internetcafés und Wettbüros, in denen Geldwäsche und Prostitution betrieben werden. Auf dem Gehweg davor stehen arbeitslose Männer, die auf einen Gelegenheitsjob warten, auch Drogengeschäfte werden dort abgewickelt.
In diesem Umfeld leben viele Kinder, die im Rahmen eines wöchentlichen Projektes auf dem Spielplatz am Schleswiger Platz von Mitgliedern der Initiative zum gemeinsamen Spiel angeregt werden und deren Eltern es beruhigt, wenn verantwortliche Erwachsene dort anwesend sind. Dennoch wäre die »Bunte Schule« in einem solchen Umfeld hoffnungslos verloren, gäbe es nicht viele andere Organisationen und Menschen, die sich für diesen Stadtteil engagieren und die auch dessen positive Seiten wahrnehmen.
Das Projektteam erlebt eine große Offenheit und Dankbarkeit von Eltern und Kindern, was von den Erzieherinnen in den umliegenden Kindergärten bestätigt wird. Die Vernetzung mit den im Stadtteil tätigen Institutionen und ihren Vertretern wird sorgfältig gepflegt.
Häufig wird der Kontakt zur »Bunten Schule« auch von diesen selbst gesucht. Die Initiative geht auf Eltern (und Kinder) zu. Die Idee der »Bunten Schule« wird in Kindergärten und Elterncafés vorgestellt, es gibt regelmäßige Spielangebote im öffentlichen Raum, wir nehmen an Stadtteilfesten teil und in unserem Projektbüro halten wir Angebote für Eltern und Kinder bereit. Schon jetzt ist deutlich, dass sich die Elternarbeit von der Elternarbeit an einer gewöhnlichen Waldorfschule unterscheiden wird: Einladungen zu Veranstaltungen zum Beispiel werden persönlich und telefonisch ausgesprochen.
Bereits in der Gründungsphase wurde der Keim für ein »Buntes Haus der Familie« gelegt. Nur durch enge Zusammenarbeit von Schule und »Familienhaus« wird es möglich sein, in der Nordstadt ein Kulturfaktor zu werden und einen Beitrag zur Bereicherung und Entwicklung des Stadtteils zu leisten.
Dass diesbezüglich eine reale und förderungswürdige Möglichkeit besteht, wird sowohl von der Politik als auch von Einrichtungen innerhalb des Stadtteils gesehen. Durch die intensive Stadtteilarbeit wurde auch Begeisterung für die Waldorfpädagogik bei Eltern, Politikern, Erzieherinnen, Lehrern und engagierten Menschen in der Nordstadt geweckt. Eine Gruppe interessierter Eltern trifft sich jetzt regelmäßig. Die »Bunte Schule« strebt an, zum Schuljahr 2012/2013 den Schulbetrieb aufzunehmen. Anmeldungen liegen vor, es gibt Räume, die für die ersten drei Jahre den Schulbetrieb ermöglichen. Bei der Bezirksregierung Arnsberg wurde der Antrag auf Schulgenehmigung gestellt, ein erster Zwischenbescheid bereits erteilt.
Wir hoffen weiterhin auf Menschen, die unser Vorhaben zu ihrem Herzensanliegen machen und mit entsprechender finanzieller Unterstützung dem Projekt auf die Beine helfen.