Die Selbstverwaltung der Waldorfschulen ist in die Jahre gekommen. War man früher stolz darauf, eine »Schule ohne Direktor« zu sein, bemerkt man heute, dass Selbstverwaltung nicht von selbst gelingt. Ernüchtert stellt man fest, dass Zeitverschwendung, Kompetenzgerangel und schwerfällige Entscheidungsprozesse zu Erschöpfung, Unverbindlichkeit, Rückzug aus der Kollegiumsarbeit und Frustrationen bei den Eltern führen. Zunehmender äußerer Druck und Finanzierungsprobleme verstärken den Eindruck, mit den vorhandenen Organisationsstrukturen immer komplexeren Problemen immer weniger gewachsen zu sein.
Liegt das an der Selbstverwaltung oder daran, dass wir sie unzureichend verstehen und handhaben? An dieser Frage scheiden sich die Auffassungen. Versuchen manche Schulen durch Qualitätsentwicklungsprozesse und die Neustrukturierung von Schulführungsorganen die Selbstverwaltung aus der Krise zu führen, gibt es andere, die nach dem Rektor rufen, weil sie Angst haben, die Schulen seien ohne personalisierte »Führung« den Problemen nicht gewachsen.
Doch heute ist es anders als in alten Zeiten, in denen sich Menschen von Leitfiguren führen ließen. Im Zeitalter der Individualisierung will sich der Einzelne selbst die Richtung geben, in der Gemeinschaft sucht er Teilhabe und Mitgestaltung. Heute müssen Prozesse geleitet und Geschäfte geführt werden, nicht jedoch Untergebene. Das heißt, Führung orientiert sich an der Aufgabe eines Unternehmens oder einer Einrichtung. Jeder Einzelne wird dafür mitverantwortlich.
In der Waldorfschule heißt die selbstgestellte Aufgabe, Kinder durch eine an der Entfaltung ihrer Freiheitsmöglichkeiten orientierte Pädagogik möglichst allseitig zu fördern. Eine solche Pädagogik benötigt Gestaltungsfreiheit für den Unterricht. Lehrerinnen und Lehrer brauchen kreativen Freiraum, um sich ganz auf die Kinder und Jugendlichen einlassen zu können. Als Selbstverwaltende gestalten sie selbst den sozialen Rahmen, in dem das gut gelingen kann. Pädagogik und Selbstverwaltung gehören deshalb zusammen.
Selbstverwaltung ist nichts Diffuses, wo alle irgendwie mittun. Sie verlangt vielmehr klare Verabredungen über Befugnisse und Verantwortlichkeiten, damit jeder seinen individuellen Beitrag zum Ganzen leisten kann. Sonst entsteht Konfusion und Auflösung oder es bilden sich informelle Machtzirkel. – Moderne Schulführung schreibt den Beteiligten nicht Handlungen vor. Vielmehr wirkt sie Richtung gebend durch gemeinsame Grundlagenarbeit und Reflexion der Ergebnisse des Tuns der Beteiligten. Klassische Formen wie Pädagogische Konferenz und Kinderbesprechung müssen heute ergänzt werden. Gute Leitbildarbeit etwa ist wichtig, um das Aufgabenbewusstsein zu schärfen.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Printausgabe des Heftes 01 / 2010.
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