Ausgabe 04/24

Teilhabe für Schüler:innen!

Stephanie Sell

Das reine Engagement für eine bessere Zukunft und der Apell, der davon an die Erwachsenenwelt ausgeht, ihrer Aufgabe nachzukommen und diese bessere Zukunft durch konkrete Maßnahmen herbeizuführen, wird honoriert und wirkt motivierend auf die Verantwortlichen.  
An meiner Schule sind im Zuge dieser Bewegung einige Schüler:innen aufgewacht. Sie haben erkannt, dass sie Einfluss nehmen können. Über die Bundesschüler:innentagungen haben sie Kontakt zu ebenso engagierten Schüler:innen aus der gesamten Republik erhalten. Inzwischen hat sich bundesweit in der Schüler:innenvertretung (SV) eine schulpolitische Sektion gegründet, die sich aus delegierten Schüler:innen aller Landesverbände zusammensetzt. Sie verfolgt die Umsetzung eines Zehn-Punkte-Plans, der Entwicklungsziele für Waldorfschulen enthält, die die Schüler:innen definiert haben.  
Vor einigen Wochen durfte ich erstmals mit diesen Schüler:innen tagen. Es war beeindruckend, mit welcher Disziplin die Sitzung durchgeführt und wie viel Wertschätzung und offene Feedbackkultur dort gelebt wurde. Wachrüttelnd waren die Beratungspunkte: Nicht an allen Waldorfschulen gibt es eine SV. Eine erhebliche Anzahl an SVen muss um ihre Akzeptanz kämpfen. Eine geregelte Teilhabe an den Entscheidungsprozessen der Schulen gibt es nicht immer. Die Schüler:innen nehmen eine Zunahme an psychischen Problemen in der Schülerschaft wahr und fühlen sich häufig damit allein gelassen. Das Schutzkonzept ist den Schüler:innen an vielen Schulen nicht bekannt.  
Diskutiert wurde die Frage, wie Aufmerksamkeit auf diese Themenfelder gelenkt werden kann und wie man die SV-Arbeit an den einzelnen Schulen stärken kann. In dem Zusammenhang kam die Frage auf, ob eigentlich an den Waldorfseminaren der Themenkomplex Wert, Aufbau und Pflege einer SV behandelt wird.
Tief beglückt bin ich nach der SV-Tagung nach Hause gefahren. Alle Fragen, die dort aufkamen, halte ich für wichtig und legitim. Es wurde in großer Wertschätzung für die Kollegien überlegt, was zu tun sei und wie man gemeinsam an den Fragen arbeiten könne. Vor allem wurde aber beschlossen, nicht locker zu lassen, weil die Themen zu wichtig seien.  
Wir Erwachsenen dürfen gespannt sein, auf welche Weise dieses Engagement sich zeigen und wo es laut werden wird. Ich hoffe, dass diese Rufe in den einzelnen Schulen gehört und bearbeitet werden, und möchte in meiner weiteren Amtszeit dazu beitragen, dass wir die Schüler:innenbelange wachen Ohres entgegennehmen und wertschätzend und verantwortlich aufgreifen.

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