Der Titel des Werkes sowie das Bild auf dem Programm des Konzertes, das den Pilz einer Atombombe zeigt, hat sicher bei einigen Fragen aufgeworfen. Waren doch die kleinen Friedenstauben erst nach genauem Betrachten zu erkennen. Auch für die 200 Sängerinnen und Sänger war der Einstieg in das Werk des walisischen Komponisten nicht einfach. Eindringliche Worte, die zum bewaffneten Kampf aufrufen, rhythmische Paukenschläge und Dissonanzen wirken aggressiv, befremdend und aufwühlend. Dann ruft ein Muezzin zum Gebet, es folgt ein Kyrie aus einer Liturgie. Schon die Sprachen Französisch, Englisch, Lateinisch und Arabisch zeigen auf, dass verschiedene Kulturen angesprochen werden. Später erklingt ein Lobgesang vor der Schlacht, dann ein eindringlicher Aufruf zum Angriff. Charge! Der Höhepunkt ist ein individuell gestalteter, lang anhaltender Schrei aus 200 Kehlen – bedrängende, langanhaltende Stille – gefolgt von einem Trompetensolo. Dann ertönen Gesänge, die das schreckliche Geschehen schildern. Wütende Flammen, Menschen und Tiere rennen wie brennende Fackeln umher. Wie wohltuend wirkt das folgende Agnus Dei. Die Einsamkeit besingen die Frauen, beschreiben das Gefühl einer Frau, die alleine am Grab ihres Freundes trauert und klagt. Endlich erschallen Friedensglocken, die Menschheit kommt zur Erkenntnis, der Chor singt »Better is peace than always war«! Man kommt zur Erkenntnis, dass der Krieg keine Lösung ist und tröstet sich im Schlusschoral mit dem Gedanken, dass Gott alle Tränen abwischen wird. Musikalisch sind Stilrichtungen aus mehreren Jahrhunderten vertreten, vom gregorianischen Gesang über die Klassik und der Volksmusik bis zur Moderne. Die Texte stammen aus alten Schriften oder von Zeitzeugen. Was sich nun wie ein Happy End einer Geschichte anhört, ist eine ergreifende Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt. Das Werk hat Karl Jenkins den Opfern des Kosovo-Krieges gewidmet. Mit gewaltigen musikalischen Bildern macht er uns zu Zeugen des Elends.