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Tränen gegen das Vergessen

Sabine Zäpfel
Zeitzeugin Eva Franz spricht zu den Jugendlichen, damit die NS-Gräuel nicht vergessen werden.© FWW, S. Grau
Mucksmäuschenstille: Tiefe Betroffenheit der Schülerinnen und Schüler © FWW, S. Grau

Tränenreich hatte die bald 84-jährige Eva Franz den Schüler:innen der Oberstufe der Wendelsteiner Waldorfschule ihre Lebensgeschichte erzählt. Über eine Stunde war es mucksmäuschenstill im Saal. Betroffene Gesichter, betretenes Schweigen bis zur Fragerunde am Ende. "Nein!", ist die prompte Antwort. "Ich erzähle das, damit es nicht vergessen wird und damit es nie wieder geschieht." Eva Franz kam in Schlesien zur Welt. Ihre Familie gehörte zur Minderheit der Sinti und Roma. Als kleines Mädchen erlebte sie die Schrecken von Auschwitz, Ravensbrück und Bergen Belsen. Viele Verwandte und Bekannte wurden vergast. Ihre ältere Schwester starb vor Hunger. Ihre Mutter brach vor Evas Augen bei der schweren Zwangsarbeit zusammen und kam nie wieder. Der Vater wurde zur Abschreckung am Appellplatz vor allen ausgepeitscht, weil er versucht hatte, für die kleine Tochter Essen zu besorgen – trotz der Aufseher, der Wachtürme und der Scheinwerfer. Die Not und die Sorge um das Kind ließen ihn das Risiko der Entdeckung eingehen. Er wurde nach Mauthausen gebracht. Später erkannte er seine Tochter in einem Nothospital an einer Narbe und der für immer eintätowierten Nummer wieder.

Sehr emotional sind die Schilderungen der betagten Dame. Schier unvorstellbar sind die Lebensumstände in den Lagern, die Grausamkeiten, der Sadismus. Moderatorin Birgit Mair begleitet Eva Franz sehr einfühlsam. Sie fügt hinzu, dass es die Ausgrenzung von Minderheiten schon lange vor dem Nationalsozialismus gab und dass es sie auch heute noch gibt. "Die Gleichgültigkeit in der Gesellschaft wird ausgenutzt. Die Demokratie muss erhalten bleiben. Die AFD ist gefährlich." Mutig positioniert sie sich deutlich. Wo fängt Ausgrenzung auch heute im Alltag, im Kleinen, in den Klassen an? Es lohnt sich gewiss, dieser Frage nachzugehen.

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