In Sao Paulo finden seit zwölf Jahren regelmäßig Aus- und Weiterbildungen für Turn- und Eurythmielehrer der brasilianischen Waldorfschulen statt. Ergänzt wird das Angebot durch sogenannte Bewegungs-Kongresse, die alle zwei bis drei Jahre stattfinden und Teilnehmer aus ganz Südamerika anziehen. Und da nicht alle Interessierten schon aus finanziellen Gründen nicht in der Lage sind, nach Deutschland zu reisen, um sich in Stuttgart ausbilden zu lassen, bildete sich eine Gruppe vor Ort, um den Waldorflehrplan für die »Bewegungsfächer« an die Landesverhältnisse anzupassen. In besonderer Weise fanden jetzt Tanz, Akrobatik, Artistik, Spiele ohne Ball und Vorschläge für das Geräteturnen Eingang. Ein gar nicht so leichtes Unterfangen, bedenkt man die zentrale Rolle des Fußballs in diesen Regionen. Man kennt so gut wie keine Spiele ohne Ball, geschweige denn das Turnen am Gerät.
Nachdem die Lehrplan-Arbeit abgeschlossen war, tauchte der Wunsch auf, eine Weiterbildung in Sao Paulo für bereits arbeitende Waldorfturnlehrer anzubieten. Sie begann mit 45 Lehrern aus Brasilien, Chile, Kolumbien und Peru. Finanzielle Unterstützung erhielt die vierjährige berufsbegleitende Ausbildung von der Software AG, dem Bund der Freien Waldorfschulen in Brasilien und der Rudolf-Steiner-Schule Sao Paulo. Die Ausbildung begeisterte die Kollegen. Sie erhielten Anregungen, die sie sofort in ihrem Unterricht umsetzen konnten. Nach einem Jahr trug man die Erfahrungen zusammen und legte wieder Neues an.
Zum Abschluss gab eine große Aufführung im Festsaal der Rudolf-Steiner Schule Sao Paulo. Eingeladen wurden alle Kollegen der umliegenden Schulen, alle unterstützenden Institutionen, Eltern und Schüler. Die »Studenten« hatten sich unter dem Thema »Geometrie und Raum« eine Choreografie zu Bothmer-Gymnastik und Geräteturnen erarbeitet. Dem schloss sich eine Zirkusimprovisation mit akrobatischen und rhythmischen Elementen an, Tanzdarbietungen mit verschiedenen Samba-Stilen und Spiele. Voller Stolz wurden am Ende die Zertifikate überreicht. Stolz waren aber nicht nur die Teilnehmer, die über diesen langen Zeitraum neben ihrer Arbeit die Ausbildung absolviert hatten, sondern auch die Ausbilder, da ihre Idee gefruchtet hatte. Die südamerikanischen Rudolf-Steiner-Schulen erhielten 35 gut ausgebildete Turnlehrer.