Es wohnt Genuss im dunklen Waldesgrüne,
Entzücken weilt auf unbetretener Düne,
Gesellschaft ist, wo alles menschenleer,
Musik im Wellenschlag am ewigen Meer,
Die Menschen lieb ich, die Natur noch mehr.
Wer empfindet einen Sonnenaufgang am Meer denn nicht als schön? Ist es eine universelle Schönheit, die Urschönheit, die der Natur innewohnt, weswegen unsere Meinungen, ob ein bestimmtes Kunstwerk, ein Bild, ein Musikstück oder eine Skulptur schön sind, manchmal so weit auseinandergehen können, weil dort nur das Schaffen eines einzelnen Menschen enthalten ist? Diese universelle Schönheit, diese Anziehung, die die Natur auf uns ausübt, ist uns selten bewusst, denn warum sonst sollten wir die Natur in diesem enormen Ausmaß zerstören? Hellenen und Römer sahen ihre Götter oft in der Natur. Vogelflüge waren Zeichen der Götter, in bestimmten Hainen, Grotten oder auf Bergen lebte ein Gott oder sogar alle auf dem Olymp. Die Götter in der Natur, Göttliches in der Natur, göttliche Schönheit, dann kann man wohl zu dem Schluss kommen, dass man Göttliches mit Schönheit gleichsetzen kann. Die Natur ist die Erde, unser Lebensraum. Seit jeher leben wir in ihr, auch wenn wir »modernen Menschen« verlernt haben, mit ihr zu leben. Ohne die Natur, ohne Pflanzen und Tiere, Bäche und Flüsse könnten wir nicht überleben. Es ist schon seltsam, dass wir deren Wert so wenig schätzen.
Die Auffassung, dass das Göttliche in der Natur ist, fand einen modernen Vertreter in J. W. Goethe, was sich auch in seinem Monumentalwerk »Faust« öfter widerspiegelt. Die Frage ist, wann wir als »moderne Menschen« das Schöne in unserer Umwelt wieder wahrnehmen, ob auf religiöse Weise oder einfach so, oder ob uns die Fähigkeit, das »Urschöne« zu sehen und zu erkennen, abhanden gekommen ist.
Der Autor: Mirko Baier (www.weltenwandererimzeitenwandel.tumblr.com) besucht die 12. Klasse der Freien Waldorfschule Ismaning.