Ernährung

Versteckspiel mit dem Zucker

Benjamin Perry

Zucker gehört, neben Salz und gesättigten Fetten, zu denjenigen Lebensmitteln, die langfristig nachweislich die Entstehung von ernährungsbedingten Erkrankungen, wie beispielsweise Adipositas und Diabetes Typ2, begünstigen. Auch und ganz besonders schon im frühen Alter. Doch auch auf die Leistungsfähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder in der Schule hat der Zuckerkonsum einen großen Einfluss. Hierbei ist der Blick in die Schulküchen zwar wichtig, aber ein Großteil der Ernährungsbildung geschieht im Elternhaus. Niedrigschwellige Aufklärung kann hier das Stichwort sein. Wie können Informationen und besonders positive Impulse und Ideen zur Veränderung führen und den Weg zu den Elternhäusern und den Schülern finden? Die Politik soll’s richten, ein nicht ganz falscher Gedanke.

Aber wir können auch selber aktiv werden. Ich habe aus meiner Waldorf-Schulküche heraus z.B. eine Koch-AG betrieben. Hier habe ich mit vielen interessierten Schülern, außerhalb des Schulbetriebes, regelmäßig gemeinsam gekocht, geschnippelt, eingeweckt, gegessen und gelacht. Es gibt immer wieder Bildungsprogramme und Vereine, Krankenkassen und NGO’s, die solche Projekte fördern. So kann die Begeisterung für gesunde Ernährung über die Schüler den Weg in die Elternhäuser und die Gesellschaft finden.

Zurück zum Zucker: Zucker besteht aus Fructose und Glucose. Diese beiden Stoffe werden vom Köper sehr unterschiedlich verstoffwechselt. Fructose, also Fruchtzucker, wird oft mit einem gesunden und natürlichen Zucker assoziiert. Tatsächlich wirkt Fructose besonders im Dünndarm und in der Leber. In der Leber wird Fructose in Fett umgewandelt, sodass sie, anders als ihr Partner, die Glucose, nicht gespeichert und bei Bedarf in Energie umgewandelt werden kann. Der Effekt für den Körper ist also ein anderer als bei Glucose. Ein Glas Bio-Apfelsaft z.B. enthält genauso viel Zucker wie ein Glas Cola. Dies zeigt deutlich, wie wichtig es ist, dass Eltern und pädagogische Fachkräfte über den Zuckergehalt der Nahrungsmittel Kenntnis haben und wenn nötig entsprechend gegensteuern. Dennoch ist Obst natürlich die bessere Alternative zu Süßigkeiten. Mir geht es hierbei mehr um das Wissen der Wirkung im Körper und darum, dass richtige Maß zu finden. Man würde evtl. einen oder zwei Äpfel essen. Aber ein großes Glas purer Apfelsaft besteht aus bis zu fünf Äpfeln. Man kann grundsätzlich davon ausgehen, dass Kinder und Jugendliche bei einer relativ ausgewogenen Ernährung mehr Zucker zu sich nehmen als es für ihren Körper und Geist gut ist – auch ohne Nascherei und Cola.

Für die Erwachsenen gilt es daher, besonders aufmerksam zu sein und typische Zuckermahlzeiten möglichst attraktiv zu ersetzen. Und wenn genascht wird, was auch mal völlig in Ordnung ist, wieder den Fokus auf den Genuss zu setzen. Das »Nebenbei«-Naschen sollte aktiv verlernt werden. Schülerkioske können hier ein Beispiel geben. Oftmals werden diese ja auch von Schülern selber mitbetrieben, in Form von AG’s und Schülerfirmen. Gesunde Ernährung, nachhaltige Beschaffung und verantwortungsvolles Handeln – alles Grundpfeiler eines solchen Projektes. Das klingt vorbildlich.

Zum Rezept. Viel Freude beim Nachkochen!