Das Waldorf-Festival 2019, das vom 7.-10. Juni über das lange Pfingstwochenende in Schloss Hamborn bei Paderborn stattfand, stach dabei in vielerlei Hinsicht heraus. Ein bunt zusammengewürfeltes Programm aus Vorträgen, Workshops und Theater bis hin zu Musikkonzerten auf der Festwiese, inklusive kulinarischer Meile, machten diese Veranstaltung zu einer Ausnahmeerscheinung – manche sprachen schon im Vorfeld vom »Waldorf-Woodstock«. Auch die Zusammensetzung des Publikums ergab ein anderes Bild, als bei üblichen Tagungen: Unter den mehr als eintausend Gästen dominierten junge Familien mit kleineren und größeren Kindern. Die Mehrzahl hatte Zelte und Wohnmobile mitgebracht und gab dem ganzen Gelände damit einen fröhlichen Campingplatzcharakter. Während die Kinder mit eigens gestaltetem Programm betreut wurden, konnten sich die Eltern in Ruhe auf dem ausgedehnten Gelände verlaufen, bevor sie zu ihren gebuchten Workshops gelangten. Mehr als 40 Arbeitsgruppen boten eine Themenvielfalt von Korbflechten über Improvisations-Theater bis zu biografischen und gesellschaftspolitischen Inhalten. Wollte man keines der Angebote nutzen, konnte man die Vorstellungen des Wandertheaters Compagnie Pas de Deux besuchen, über Märkte schlendern, sich dem Antiquariat hingeben, den Ort der Stille in der Raphael-Kapelle aufsuchen oder einfach nur einen Kaffee trinken und dem Treiben auf der Festwiese zuschauen.
Die Wahl der Autorin fiel auf vier zweistündige Einheiten Biografiearbeit und wenngleich dies den Besuch anderer Veranstaltungen, die parallel stattfanden, verhinderte, war schon dieser Workshop die Teilnahme wert.
Auch die die Veranstaltung durchlaufende Vortragsreihe war von besonderer Qualität. Henning Kullak-Ublick, Gerald Häfner, Michaela Glöckler, Claus-Peter Röh und Wolfgang Held gelang es in eindringlicher Weise und wunderbar aufeinander abgestimmt, auf unsere Zukunftsaufgaben hinzuweisen, insbesondere auf die Einzigartigkeit eines jedes Menschenwesens.
Abschluss eines jeden Festival-Tages bildete ein buntes Musikprogramm auf der Festwiese und auch gelegentliche Wetterturbulenzen konnten die Stimmung nicht trüben.
Im Reigen der Veranstaltungen zu Waldorf100 erhält dieses Festival ganz sicher einen besonderen Platz. Die Mitwirkung von Menschen aus allen Bereichen der Waldorfgemeinschaft hat diesem Event sein besonderes Flair gegeben und es ist zu hoffen, dass wir nicht 100 Jahre bis zum nächsten Mal warten müssen!
Zur Autorin: Ellen Niemann ist seit 2007 Mitglied des Landeselternrates Berlin-Brandenburg und seit 2013 Mitglied der Bundeselternkonferenz. Mitarbeit in der Bundeskonferenz und im European Network of Steiner Waldorf Parents.