Ausgabe 03/24

Waldorfpädagogik und die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung

Gunter Keller

Kaffeeanbauende in Kenia, Fischer:innen in den Fischfarmen Indonesiens und Bergarbeiter:innen in den Mienen von Katanga arbeiten für uns und unsere Bedürfnisse.
Die Gründung der Waldorfschule ist aus der sogenannten Dreigliederungsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg hervorgegangen. Rudolf Steiner hat die drei gesellschaftlichen Bereiche Wirtschaft, Politik/Rechtsleben und Kultur mit den drei Idealen der französischen Revolution in Verbindung gebracht, nämlich Freiheit im Geistes- und Kulturleben, Gleichheit im Rechtsleben und Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben. Heute würden wir Kooperation oder Solidarität verwenden. Wenn wir diese drei Bereiche überschauen, stolpern wir über die Koppelung von Solidarität und Ökonomie, da wir eher die Schlagwörter Egoismus, Konkurrenz und Rationalisierung mit Wirtschaft in Verbindung bringen.

Betrachten wir dieses Thema aber im Zusammenhang mit den beiden Nachhaltigkeitszielen 1 und 2, und zwar der Beendigung der Armut und eine Welt, frei von Hunger, können wir bemerken, wie wichtig das Prinzip der Solidarität und Kooperation ist. Die Menschen am Beginn der Wertschöpfungskette sind nämlich deswegen so arm, weil sie nicht genug von dem Endpreis, den wir bezahlt haben, abbekommen. Zu dem Wertschöpfungsstrom muss ein Bewusstseinsstrom hinzugedacht und realisiert werden: Wer hat was unter welchen Bedingungen zur Lieferkette beigetragen und können die Menschen mit dem erhaltenen Lohn ein Leben in Würde führen?

Einen solidarischen Blick auszubilden, ist im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung zentral. Hier geht es darum, immer den anderen Menschen mit zu berücksichtigen, selbst wenn der auf der anderen Seite der Erdkugel lebt. Diesen solidarischen und kooperativen Blick zu schulen, hat sich die Waldorfschule seit über 100 Jahren zur Aufgabe gemacht.

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