Als Fazit des Oberstufenkongresses vom 30. September bis 2. Oktober 2011 in Hannover-Maschsee ruft der Sprecherkreis des Bundeselternrates Eltern und Lehrer zu verstärkter Aufmerksamkeit und kritischer Distanz gegenüber dem Druck der Abschlüsse auf. Damit dem individuellen Lernwillen der Kinder und Jugendlichen wieder Vertrauen entgegengebracht werden kann, müssen sich Lehrer und Eltern verstärkt mit den menschenkundlichen Grundlagen der Waldorfpädagogik auseinandersetzen. Der Oberstufenkongress war die zweite gemeinsame, bundesweite Veranstaltung von Eltern, Schülern und Lehrern. Die Elternvertreter verzichteten dafür auf eine ihrer beiden, jährlich stattfindenden Tagungen (BERT). Die Rückmeldungen zum Kongress bestätigen die Richtigkeit dieser Entscheidung. Der Sprecherkreis des Bundeselternrates fordert, dass die Eltern bei der Vorbereitung zukünftiger Kongresse stärker beteiligt werden.
Die Diskussionen auf dem Kongress machten deutlich, dass sich die Waldorf-Oberstufe schleichend verändert. Nicht die inhaltliche Gestaltung des Oberstufenunterrichts durch den Lehrer oder die lebendige, individuelle Erkenntnis des Schülers zählen, sondern die messbare (Gedächtnis-) Leistung. Die Schüler werden immer früher benotet, auch wenn es anfangs nur Symbole oder Punkte sind. Die Klassengemeinschaften leiden, wenn die Schüler nach ihren Leistungen in »Schwächere und Stärkere« eingeteilt und nach ihren Abschlusszielen sortiert werden. Nicht »abschlussrelevante« Fächer werden zugunsten reiner Stoffvermittlung gestrichen.
Vermeintliche gesellschaftliche Erfordernisse werden gegen menschenkundlich-pädagogische ins Feld geführt und setzen sich durch. Dass sich diese seit Jahren laufende Entwicklung schnell zum Besseren wenden wird, ist nicht in Sicht.