Dazu einige Teilnehmerstimmen:
»Am Anfang war ich etwas verunsichert, weil ich dachte, soviel weiß ich jetzt doch auch nicht über die Eurythmie. Als ich das erste Mal vor den Schülern stand, hatte ich kein gutes Gefühl, aber als wir angefangen hatten, wurde ich immer sicherer und am Ende waren die Schüler begeistert und ich glücklich. Dadurch, dass wir kaum älter sind als die Schüler, war es leicht, sich in ihre Situation zu versetzen – keine Wand zwischen uns. Wir haben nach Aufwärmübungen Teile aus unserem Bühnenprogramm gemacht. So waren die Schüler anders vorbereitet auf die Aufführung, auch weil sie uns als ›normale‹ Menschen kennenlernen konnten«.
»Ich wusste zwar schon vor Tourneebeginn, dass die Workshops auf mich zukommen, doch habe ich den Gedanken immer beiseite geschoben, es gab ja genug anderes zu tun. Als es dann so weit war, fühlte es sich an wie ein Sprung ins eiskalte Wasser. Die Schüler der 9.-12. Klasse der Dortmunder Waldorfschule trudelten nach und nach ein und mir wurde immer klarer: Ich bin jetzt für die nächsten 45 Minuten dafür verantwortlich, dass sie etwas Schönes erleben und im besten Fall auch zufrieden sind. Auf einmal fand ich mich in einer ganz anderen Rolle, doch die Schüler nahmen alles viel selbstverständlicher auf, als ich gedacht hatte. Mich erfüllte ein Gefühl von Freude und Stolz und ich bin tief beeindruckt von der Offenheit und dem Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde.«
Die Unbefangenheit und Unmittelbarkeit der Begegnung auf Augenhöhe zwischen den Jugendlichen haben ganz neue Grundlagenerfahrungen ermöglicht. Waldorfschüler erleben Eurythmie ja meist als Spezialdisziplin, die im öffentlichen Kulturraum kaum noch vorkommt. Sie gilt als ›Geheimwissenschaft‹, die ihnen, ähnlich wie Mathematik irgendwie beigebracht werden soll – bei der aber im Grunde kein Mensch weiß: Braucht man das später im Leben wirklich, oder kann das weg?
Die künstlerischen Leiter von Yep, Sonnhild und Aurel Mothes, haben den Mut und das Selbstbewusstsein aufgebracht, auf die Dialogkräfte der Eurythmie zu vertrauen und den Jugendlichen selbst die Initiative überlassen. Die ursprüngliche Idee, die zur Gründung von Yep führte, war, sich Zeit zu nehmen für einen Entwicklungsprozess. Was könnte daraus werden im gegenseitigen Wechselspiel – wenn Jugendliche tatsächlich ein ganzes Jahr Zeit und Gelegenheit hätten, sich mit den schöpferischen Potenzialen der Eurythmie auseinanderzusetzen? Diese in vielfacher Hinsicht zukunftsweisende Fragestellung ist – nicht zuletzt – auch pädagogischer Natur: Woher sollen neue Eurythmielehrer kommen, ohne die entsprechende Lust von Menschen zu diesem Ausbildungsgang?
Sich mit neuen Situationen zu konfrontieren, auf den künstlerischen Prozess zu vertrauen – diese beiden wesentlichen Energien der eurythmischen Kommunikation – das wurde von den Projektteilnehmern immer wieder reflektiert:
»Als einzelne sind wir am Ende so verschieden wie am Anfang, doch wir haben es geschafft, zusammenzuwachsen, nun stehen wir gemeinsam als Gruppe da.«
Besser kann man die Zukunftsforderung nicht beschreiben – die Erfahrung, sich als Individuum fähig zu fühlen zur Gemeinschaftsbildung – mehr braucht kein Mensch, um glücklich zu sein! Aber genau das braucht die Welt dringend.
Aktuell läuft die Bewerbungsphase für den nächsten Jahrgang. Bisher haben die künstlerischen Leiter mit unglaublichem Einsatz und treuer Unterstützung ihres Umfelds diese Aufgabe neben ihrem Schulalltag gestemmt. Nach drei Jahren scheint das Projekt nun reif für den nächsten Schritt. Für das Fortbestehen und die Weiterentwicklung der Initiative haben der Bund der Freien Waldorfschulen und die Pädagogische Forschungsstelle die Aktion 100 x 250 ins Leben gerufen. »Werden Sie Pate … Wenn hundert Menschen oder Einrichtungen Yep mit 250 Euro im Jahr unterstützen, so ist das eine von drei Säulen, die zum Fortbestehen von Yep beitragen kann. Die anderen beiden Säulen sind Stiftungsgelder und die Unterstützung des Bundes der Freien Waldorfschulen«. Natürlich darf es auch ein bisschen mehr sein, für die unbezahlbare Lebenskraft eurythmischer Kunst. Yep oder nie! So nennen es die Jugendlichen treffend.
Zur Autorin: Ute Hallaschka ist freie Autorin.