Abstinenz im Praxistest. Eine berufsbegleitende Ausbildung in Sucht- und Gewaltprävention

Rainer Linnenbrink

Fünf Wochenenden, die sich auf ein knappes halbes Jahr erstrecken, dauert die Ausbildung zum Fachlehrer für Sucht- und Gewaltprävention. Wir beschäftigten uns mit den Veränderungen, die die Jugendlichen während der Pubertät durchlaufen. Gefragt wurde nach Begleiterscheinungen und den spezifischen Aufgaben, die junge Menschen in dieser Zeit zu lösen haben. Und auch, welche Rolle Erwachsene dabei spielen: Was kann heute Kinder und Jugendliche davor bewahren, in süchtiges Verhalten zu geraten? Was leben wir ihnen vor?

Wir lernten unterschiedliche Kommunikationsmodelle kennen und sensibilisierten uns für die Wahlmöglich­keiten, die uns tagtäglich im Kontakt mit Anderen zur Verfügung stehen. Wir hatten Gelegenheit, durch Schauspiel Selbsterfahrungen zu sammeln: Nähe und Distanz, Eigen- und Fremdwahrnehmung und Gruppendynamik zu er­-leben. Wir plastizierten Ton, um unsere persönlichen Haltungen kennenzulernen. Außerdem planten und hielten wir eine Unterrichtsstunde. Der Rückblick auf die persönlichen Erfahrungen sowie die Rückmeldungen der Schulklasse bildeten einen weiteren (aufregenden) Teil der Ausbildung.

Zentraler Bestandteil der Ausbildung war ein Zeitraum der »selbstauferlegten Abstinenz« von einer geliebten Verhaltensweise, sei es dem Morgenkaffee, den Süßigkeiten zwischendurch, der Zeit am Computer oder dem abendliche Joggen. In dieser Phase der Enthaltsamkeit lernten wir uns genau zu beobachten und unsere Empfindungen und Gedanken in Form eines Logbuches zu dokumentieren. Den Abschluss stellte die künstlerische Auseinandersetzung mit unserer selbstauferlegten Abstinenz dar. Sie reichte von Bildhauerei über Malerei, Photographie, Gesang und Dichtung bis zum Schauspiel.

Es war eine immens lehrreiche Zeit, die mir – neben der professionellen Vermittlung von Wissen und Methodik – insbesondere in den Bereichen Selbsterkenntnis und -schulung wertvolle Hinweise geliefert hat.

Beginn der neuen Ausbildung:

18.–20. Januar 2013. Dozenten sind Helmut Hinrichsen, Lehrer an der Freien Waldorfschule Kiel und Dozent am Waldorflehrerseminar Kiel, und Hinnerk Frahm, ehemaliger Leiter der Koordinationsstelle schulische Suchtvorbeugung (KOSS). Daraus ergibt sich ein Schulungskonzept, das zwei Strömungen vereint: die Waldorfpädagogik und die Standards der Landesstelle gegen Suchtgefahren in Schleswig-Holstein (LSSH) und der KOSS.

Infomaterial oder Anmeldung:

H. Hinrichsen, Tel. 0431-5309121 | E-Mail: hinrichsen@waldorfschule-kiel.de