Angriff auf die Komplementärmedizin

Der Appell der Experten richtet sich gegen die ihrer Einschätzung nach »unangemessene Ausbildung und die meist unhaltbaren Krankheitskonzepte« der Heilpraktiker.

In dem Memorandum bezeichnen die Experten die akademische Medizin und das Heilpraktikerwesen als »Parallelwelten«. Auch die Komplementärmedizin wird in die Kritik einbezogen, sie wird als in den »meisten Fällen wissenschaftlich unhaltbar« und sogar als »Gefährdung von Patienten« dargestellt. Dementsprechend fällt die Forderung der »Experten« aus: »So sollten aus unserer Sicht Verfahren der Alternativmedizin überhaupt keinen Platz in der wissenschaftsorientierten Versorgung haben, da dies als wissenschaftliche ›Adelung‹ des gerade Nicht-Wissenschaftlichen erscheinen muss, und zwar selbst dann, wenn diese Verfahren lediglich ergänzend eingesetzt werden.«

Interessant ist, dass die Vorschläge sowohl von der Ärzte-Zeitung als auch im Deutschen Ärzteblatt lebhaft diskutiert und keineswegs unkritisch aufgenommen wurden. In den Kommentaren mahnten viele Ärzte ein moderateres Vorgehen an: »Schwarze Schafe gibt es überall, deswegen einen ganzen Berufszweig abzuschaffen, ist nicht der richtige Weg.« Viele Ärzte berichteten auch von der immer wieder guten Zusammenarbeit mit Heilpraktikern in der täglichen Versorgung der Patienten. Viele wünschen sich eine Intensivierung dieser Zusammenarbeit.

Die Geschäftsführerin des Dachverbandes anthroposophische Medizin in Deutschland, Barbara Wais, kommentiert das »Memorandum«: »Dass das Heilpraktikergesetz reformiert werden muss, ist nichts Neues und völlig richtig. Dafür braucht es einheitliche Ausbildungsstandards und verbindliche Regeln für die Qualitätssicherung. Trotzdem hat man den Eindruck, dass es den Experten überhaupt nicht um eine Verbesserung dieser Aspekte geht, sondern um eine Eliminierung von alternativen oder komplementären Ansätzen, die ihrer Meinung nach in der Medizin nichts zu suchen haben.

Die Verfasser des Memorandums sind denn auch die üblichen Verdächtigen, die man bereits aus der Homöopathie-Debatte gut kennt. Es ist klar, dass der Kreis die sachlich berechtigte Frage, wie der Beruf des Heilpraktikers reformiert werden kann, strategisch nutzt, um die Perspektive einer einseitig verstandenen Evidenzbasierten Medizin weiter voranzubringen. Die Vorschläge dienen klar dazu, neben den Heilpraktikern auch die Komplementärmedizin als Ganzes anzugreifen.«

Quelle: DaMiD